Chaos-Computer-Club-Treffen in Berlin: Von Hackern und Drachen

Am Sonntag beginnt in Berlin das Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs. Auf dem bereits 26. internationalen "Chaos Communication Congress" wird Netzpolitik ein Hauptthema sein.

"Here Be Dragons" - eigentlich ein Vermerk auf alten Landkarten. Bild: ccc

Die Zukunft kommt meist anders, als man denkt. Dieses Phänomen kann man beim jährlich zwischen Weihnachten und Neujahr stattfindenden Chaos Communication Congress (CCC) erleben, dessen diesjährige 26. Auflage ("26C3") am kommenden Sonntag in Berlin startet. Auf dem internationalen Hackertreffen – dem größten seiner Art in Europa – wurden stets neue Technologien und ihre Sicherheitsprobleme besprochen, bevor sie weitläufig bekannt waren. 4000 Besucher werden im Kongresszentrum Bcc am Alexanderplatz diesmal erwartet.

Das Motto in diesem Jahr lautet "Here Be Dragons" ("Achtung, Drachen"). "Das ist ein Vermerk, der sich früher auf alten Landkarten fand und unerforschte Gebiete markierte.", erklärt CCC-Sprecherin Constanze Kurz gegenüber taz.de. "Das hielten wir für ein sehr passendes Motto, weil es uns beim Kongress immer um das Ausprobieren ging, um Sachen, die noch nie gemacht wurden". Auch in der IT hat der Drachen-Spruch seinen Sinn: Programmierer vermerken ihn gerne an Stellen in ihrem Code, die sie selbst nicht recht überblicken oder für gefährlich halten.

Mit den Drachen kann natürlich auch der Druck gemeint sein, der von Seiten der Politik und der Sicherheitsbehörden im vergangenen Jahr verstärkt auf das Internet ausgeübt wurde. Dementsprechend ist die Netzpolitik auch auf dem 26C3 ein wichtiges Thema, wie Kurz sagt: "Wir werden über die Netzsperren reden, über Netzneutralität und die Vorratsdatenspeicherung. Wir haben Sachverständige hier und werden zeigen, wie man sich gegen Zensurmaßnahmen wehren kann." Da der Kongress stets auch ein großes internationales Publikum anzieht – zwei Drittel der Vorträge werden auf Englisch sein – soll auch die Situation in anderen Ländern geschildert werden: "Wir blicken über den Tellerrand."

Der 26C3 findet vom 27. bis 30. Dezember statt. Der Eintritt für alle vier Tage beträgt 80 Euro, ermäßigt für Schüler 35 Euro. Wer nur an einem Tag vorbeischauen will, ist mit 30 Euro dabei, ermäßigt 10 Euro. Das "Hackcenter" ist durchgängig geöffnet, so genannte "Night Passes" für 5 Euro erlauben den Zugang außerhalb der Vortragszeiten. Informationen zum Programm sind im Web gelistet. Dort finden sich auch Links zu den "Dragons Everywhere"-Standorten für alle, die nicht nach Berlin kommen können.

An klassischen Hacks gibt es auch viel zu sehen. So wird auch in diesem Jahr wieder ein eigenes Mobilfunknetz extra zum Congress aufgebaut, in dem sich die Hacker austoben können, geschlossene Technik wird analysiert ("Reverse Engineering") und viel verwendete (und nicht selten unsichere) Systeme auseinandergenommen, wie etwa die Drahtlostelefonie DECT. "Wir haben versucht, eine gute Mischung zu finden zwischen Netzpolitik und Hackingthemen.", sagt CCC-Sprecherin Kurz. So sei auch das Workshop-Angebot wieder riesig.

Aufs Korn genommen werden bei 26C3 außerdem auch aktuelle Entwicklungen bei der Wikipedia – zwei zentrale Vorträge beschäftigen sich mit der Netzenzyklopädie. Dort läuft seit Monaten in der deutschen Ausgabe eine so genante Relevanzdebatte: Diverse Einträge wurden von Administratoren gelöscht, weil sie nicht für "lexikonfähig" gehalten werden, obwohl das viele Wikipedia-Beitragende ganz anders sehen. "Wir glauben, wir können für diese Debatte ein schönes Podium bilden", meint CCC-Sprecherin Kurz, die darin ein wichtiges Zukunfsthema sieht.

Neu beim diesjährigen Congress ist die Tatsache, dass er nicht nur in Berlin stattfindet. Mit dem so genannten "Dragons Everywhere"-Konzept wird es möglich, die Veranstaltung in die ganze Welt zu tragen. Lokale Hacker können sich zu diesen selbstorganisierten Treffen aufmachen, dort laufen dann die Live-Streams der Vorträge vom 26C3. Selbst Hochschulen machen mit: "An der Uni Duisburg-Essen stehen drei Hörsäle zur Verfügung", sagt Kurz. Neben diversen deutschen Standorten werden außerdem aktuell 13 ausländische bespielt – von Europa über die USA bis nach Australien.

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