Nachfolger für Knobloch: Pragmatiker im Zentralrat

Dieter Graumann ist der Favorit für die Nachfolge von Charlotte Knobloch als Präsident des Zentralrats der Juden. In jüdischen Gemeinden gilt er als guter Vermittler.

Graumann wurde 1950 in Israel als Sohn polnischer Holocaust-Überlebender geboren. Bild: dpa

Er gilt als Favorit für die Nachfolge von Charlotte Knobloch. Seit 2001 ist Dieter Graumann Mitglied des Präsidiums des Zentralrats und seit 2006 neben Salomon Korn Vize von Knobloch, die Medienberichten zufolge intern zum Rückzug am Ende des Jahres gedrängt wird.

Graumann wurde 1950 in Israel als Sohn polnischer Holocaust-Überlebender geboren und ist mit eineinhalb Jahren nach Frankfurt am Main gekommen. Graumann wäre der erste Zentralratspräsident, der nach der Schoah geboren wurde.

Er gilt als pragmatisch und nüchtern denkend. Im Streit zwischen dem Zentralrat und liberalen jüdischen Gemeinden um die Frage, ob letztere Bundeszuschüsse bekommen sollen, führte Graumann die Verhandlungen mit der Union Progressiver Juden. Es hieß, er habe seine Rolle mit großer Fairness und zur Zufriedenheit der Konfliktparteien ausgefüllt.

Mit der Bundesregierung verhandelte er über die Regelung der Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen UdSSR. Auf internen Sitzungen der jüdischen Gemeinde soll Graumann von einem "neuen deutschen Judentum" gesprochen haben, in dem die jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion eine entscheidende Rolle haben sollen. Es lässt sich vermuten, dass er als Präsident Immigranten aus den GUS-Staaten in Führungspositionen heben wird.

Nach dem Abitur studierte er Volkswirtschaftslehre und betreibt heute eine Liegenschaftsverwaltung. Seine Karriere in der jüdischen Gemeinde begann im Sportverein Makkabi in Frankfurt, dessen Ehrenpräsident er mittlerweile ist. Ehrenpräsident ist er auch im Verband jüdischer Flüchtlinge und Vorstand der "Georg und Franziska Speyerschen Hochschulstiftung".

Seit 1995 ist Graumann Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt, und wie Salomon Korn gehörte er zu der Mehrheit, die Ignatz Bubis unterstützte. Er ist zuständig für Schulen, Kultur und Finanzen. Außerdem ist er Mitglied der Schulkommission und auf der Gemeindeebene intensiv in der Bildungspolitik beschäftigt. In seiner Amtszeit wurden mehrere liberale Rabbiner eingesetzt.

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