Nach über 12 Jahren: Farc-Geisel freigelassen
Die kolumbianische Farc-Guerilla hat eine ihrer am längsten festgehaltenen Geiseln, den vor mehr als zwölf Jahren entführte 32-jährige Pablo Emilio Moncayo, ohne Gegenleistung freigelassen.
FLORENCIA/KOLUMBIEN taz | In Kolumbien hat die Guerilla-Organisation FARC am Dienstag wie angekündigt eine weitere Geisel ohne Gegenleistung freigelassen. Nach 12 Jahren und drei Monaten in Gefangenschaft wurde der Soldat Pablo Emilio Moncayo Medienberichten zufolge an einem geheimen Ort einer Delegation übergeben, der Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), die kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba und der katholische Bischof Leonardo Gómez Serna angehörten. Pablo Emilio Moncayo war am 21. Dezember 1997 von der Farc entführt worden und war damit die am längsten festgehaltene Geisel.
Um 17.44 Uhr Ortszeit wurde Pablo Moncayo auf dem Flughafen der Stadt Florencia, in der südkolumbianischen Provinz Caquetá von seiner Familie überglücklich begrüßt. Dann öffnete Pablo Moncayo die Eisenkette, mit der sein Vater seine Hände gefesselt hatte, als Symbol für seine Gefangenschaft. Es ist nicht wichtig was ich über die FARC denke, denn dies ändert die Geschichte Kolumbiens nicht, sagte Moncayo der Presse. „Die Farc ist eine unsichtbare Realität,“ so Moncayo.
Im Dezember 1997 hatte ein Farc-Kommando die Militärbasis Patascoy überfallen. Dabei waren 10 Soldaten getötet und 18 Soldaten verschleppt worden, darunter der damals 19-jährigen Pablo. Beim dem Überfall wurde auch der damals 20-jährige Soldat Libio José Martínez verschleppt, der sich nach wie vor in der Gewalt der Farc befindet. Am 24. März 1998 erhielt die Familie Moncayo einen Brief als erstes Lebenszeichen von dem entführten Sohn.
Vater Gustavo Moncayo wurde als "Wanderer für den Frieden" weltweit bekannt. Der 59-jährige Geschichtslehrer legte über 2.500 Kilometer zu Fuß zurück, um für die Freilassung seines Sohnes zu demonstrieren. Mit einer Eisenkette um Hals und Handgelenke symbolisierte er dabei dessen Gefangenschaft. In Europe wurde er vom Papst und zahlreichen Politikern empfangen.
Am Sonntag hatte die Farc bereits den 22-jährige Soldat Josué Daniel Calvo ohne Gegenleistung freigelassen. Zuletzt waren Anfang 2009 sechs Geiseln von der Guerilla bedingungslos freigelassen worden. Nach der Freilassung von Moncayo befinden sich noch 22 Soldaten und Polizisten in der Gewalt der Guerilla. Die unabhängige Senatorin Córdoba hat bereits mehrfach zwischen der kolumbianischen Regierung und der Rebellenorganisation vermittelt. Nach ihren Worten ist es das letzte Mal, dass die FARC Geiseln ohne Bedingungen freilassen wird. Jetzt müsse nach einer humanitären Lösung gesucht werden, sagte Piedad Córdoba.
Die Farc wollen die noch festgehalteten Geiseln gegen rund 500 inhaftierte Guerilleros austauschen. Präsident Uribe signalisierte seine Bereitschaft zu einer Austauschlösung, nannte aber Bedingungen. So dürfen die freigelassenen Rebellen nicht wieder als Guerilleros agieren. Die Farc verlangen dagegen eine entmilitarisierte Zone für den Austausch. Dies lehnt Uribe jedoch strikt ab. Die Farc ("Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") ist die größte Guerillabewegung Kolumbiens. In dem Andenland herrscht seit mehr als 45 Jahren Bürgerkrieg zwischen der Armee, rechtsextremen Paramilitärs und linksgerichteten Guerillagruppen.
Leser*innenkommentare
Carlos Castro
Gast
@Ana Lisa
wenn die Staatsanwaltschaft wegen Mordes ermittelt, heisst das Strafverfolgung und nicht die staatliche Duldung von Unrecht. Insofern ist Kolumbien immerhin noch ein Rechtsstaat. Der Staat versucht auch alles, möglichst viel Territorium unter eigene Kontrolle zu bekommen und die irregulären Truppen FARC EP, LLN und Paras zu verdrängen, dies ist auch fast vollständig gelungen, es ist inzwischen schon eine ganz andere Situation als noch zu Zeiten Pablo Escobars.
Aber was nützt mein Reden, die FARC sagen, dass sie links seien, also müss sie doch gute Menschen sein, sie morden also nicht, sondern töten, sie entführen nicht, sondern halt Personen zurück, und und und ...
Udo Henn
Gast
Liebe Ana Lisa Morazan, warum sind Sie denn so agressiv? Wenn ich hier ein paar sachliche Statements mache und das ein oder andere richtigstelle, so ist das doch nicht menschenverachtend oder faschistisch. Nur weil sie anderer Meinung sind, brauchen Sie mich noch lange nicht zu beleidigen.
Sie sollten sich in mehr Toleranz ueben.
Uebrigens: Wenn Montoya intelligenter waere als ich, haette er sich bestimmt auch bei Uribe bedankt.
Ana Lisa Morazán
Gast
Herr Udo Henn, damit haben sie nicht nur ihre menschenverachtende Haltung und faschistischen Tendenzen bestätigt, sondern auch ihre Unkenntnis (oder Verlogenheit) bezüglich der Situation Kolumbiens bestätigt.
Wie gesagt: Ein Glück ist Soldat Moncayo intelligenter als Sie und sagt klar die FARC sei eine Realität. Und auch ging sein Dank für die Vermittlungen an die Präsidenten von Ecuador, Kolumbien und Venezuela und nicht an den Drogenhändler Uribe.
Die Zahl der 35.000 Toten sind offizielle Zahlen der kolumbianischen Staatsanwaltschaft. Es ist die Zahl der Morde, die "Paramilitärs" bisher gestanden haben. Und dass die "Paramilitärs" nichts anderes als die irregulären Truppen der Regierung, der Reichen und Mächtigen in Kolumbien sind, ist allseits bekant. Warum sitzen sonst 60 Abgeordnete der Uribe-Fraktion wegen Zusammenarbeit mit den Paramilitärs im Gefängnis? Selbst die konservative Menschenrechtsorganisation Human Right Watch bezeichnet die Paramilitärs als "VI. Division der Armee" (die offiziell nur fünf hat). Uribe war übrigens auch einer der Mitbegründer des Paramilitärismus, er und seine Narco-Freunde.
Kolumbien ist das Land mit weltweit den meisten Flüchtlingen: über 4 Millionen interne Flüchtlinge.
Aber es gibt natürlich immer unbelehrbare wie sie.
In meinem Land gibt es genug Leid und genügend Rechtsradikale und Mörder, auf solche blinden und menschenverachtende Anheizer wie sie können wir gerne verzichten.
Udo Henn
Gast
Lieber Robert Kremer,
es ist schon starker Tobak, was Sie hier verbreiten. Richtig ist:
1. Die jetzige kolumbianische Regierung hat den "Krieg" fast auf Null bringen koennen.
2. Dass die Regierung 35000 Morde veruebt haben soll, ist schlichtweg Unsinn.
3. Es gibt in Kolumbien keine politischen Gefangenen.
4. Die Farc haben keinen Rueckhalt in Kolumbien, sondern nur in Venezuela, Ecuador und Kuba.
5. Sie sollten mal Ihr eigenes Niveau ueberpruefen.
Robert Kremer
Gast
Ich sehe schon das Niveau der taz-Online-Kommentatorinnen bewegt sich auf dem von Blutrache schwörenden Neanderthalern...
Mit genau dieser Haltung hat es die kolumbianische Regierung geschafft das Land in einen endlosen mörderischen Krieg zu stürzen.
Die FARC muss einem nicht gefallen, aber im Vergleich zu den Tausenden von Morden der Regierung und des Militärs, der von diesen unterstützten Paramilitärs, die schon über 35.000 Morde verübt haben, Verbrennungsöfen für die Leichen benutzen, ist die Gewalt der Guerilla verschwindend gering.
Gegen einige Dutzend Gefangene der Guerilla stehen Tausende von politischen Gefangenen aus sozialen Bewegungen in den Gefängnissen Kolumbiens.
Die FARC ist eine Realität mit viel Rückhalt, es kann nur eine politische Lösung geben. Ein Glück ist Soldat Moncayo weitaus intelligenter als die Kommentatoren hier...
Alvaro Uribe hingegen ist einfach nur ein Drogenhändler:
"Ein Bericht von Mitarbeitern der U.S. Defense Intelligence Agency DIA von 1991 [...] „die wichtigsten kolumbianischen Drogenhändler, die von den kolumbianischen Drogenkartellen für Sicherheit, Transport, Vertrieb, Sammlung und Stärkung von Drogenoperationen, angestellt wurden“, führt Álvaro Uribe als Nummer 82. Uribe habe zudem für das Medellín-Kartell gearbeitet und sei ein „enger persönlicher Freund von Pablo Escobar“ gewesen. Er habe Escobar damals bei seiner politischen Kampagne unterstützt, um einen Sitz als stellvertretender Abgeordneter im Parlament zu erlangen. Escobar kandidierte damals auf den Listen der Liberalen in Medellín, für die Álvaro Uribe wiederum als Bürgermeister von Escobars Heimatstadt und „Geschäftssitz“ Medellín regierte."
http://www.gwu.edu/~nsarchiv/NSAEBB/NSAEBB131/index.htm
JanB
Gast
"In Europe wurde er vom Papst und zahlreichen Politikern empfangen."
Hihi, Pressemitteilungsabschreiber entlarvt ;)
Udo Henn
Gast
Fuer die Farc sind solche Aktionen nur eine Propagandaplattform. Wenn hier mal 2 Leute freikommen, wird gleichzeitig woanders(letzte Woche in Buenaventura) die mehrfache Anzahl durch Anschlaege umgebracht. Dass Verhandlungen mit diesen Terroristen sinnlos und gefaehrlich sind, hat die Vergangenheit bewiesen. Bleibt zu hoffen, dass sich auch der Nachfolger Uribes nicht auf ein sog. humanitaeres Abkommen einlaesst, sondern ueber nichts anderes deren bedingungslose Kapitulation verhandelt.
zalog
Gast
"Ohne Gegenleistung", muss man dieser Bande dafür auch noch dankbar sein?
Zwölf Jahre haben diese Irren einen anderen Menschen als "Geisel" gefangen gehalten. Menschenrechte scheinen immer nur für die anderen zu gelten.