Friedensbewegung zu Ostern: Bombodrom als Touristenmagnet

Zum 50. Mal finden in ganz Deutschland Ostermärsche statt. Rund 1.500 Menschen demonstrieren in Brandenburg für die zivile Nutzung des Bundeswehrgeländes.

Unter Beobachtung der Feldjäger: Demonstranten im Bombodrom. Bild: apn

KYRITZ-RUPPINER HEIDE taz | Es war eine Premiere für den Ostermarsch in der Kyritz-Ruppiner Heide: 1.500 Menschen haben nach Angaben der Veranstalter am Sonntag in Brandenburg für die zivile Nutzung des Bombodroms demonstriert - und sie sind erstmals über das Gelände des Truppenübungsgeländes gelaufen. "Wir fordern, dass die Bundeswehr dauerhaft auf die militärische Nutzung des Geländes verzichtet", sagte Mitorganisator Klaus Günther von der Unternehmervereinigung Pro Heide. Eine Arbeitsgemeinschaft arbeite derzeit an Konzepten für eine zivile Nutzung.

Die Friedensdemonstration war der bundesweit größte Ostermarsch. Auch in anderen Städten gingen Menschen auf die Straße, gegen den Krieg in Afghanistan, gegen Atomwaffen und Rüstungsexporte und für Frieden (Text unten). Die Ostermärsche fanden in diesem Jahr zum 50. Mal in Deutschland statt.

Der bunte Zug durch das karge Heidegelände war zugleich die späte Feier eines großen Erfolgs der regionalen Friedensbewegung. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte dem Verteidigungsministerium im März 2009 den Ausbau zum Bombenabwurfplatz untersagt. Daraufhin erklärte Exverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) im Juli den Verzicht auf den Luft-Boden-Schießplatz.

Die Bombodrom-Gegner fürchten jetzt andere Pläne der Bundeswehr - etwa für ein Übungsgelände für Panzer. "Es gibt genug solcher Plätze für Bodentruppen. Dennoch prüft die Bundeswehr verdächtig lange Alternativen", sagte Günther. "Deshalb darf der Protest der BürgerInnen jetzt nicht einschlafen." Eine kommunale Arbeitsgemeinschaft, in der Bürgermeister, Bürgerinitiativen und Unternehmer vertreten sind, will Ideen für eine touristische Nutzung vorstellen - etwa geführte Wanderungen. Auch eine Beweidung durch Schafe, Bienenzucht und Holzgewinnung seien denkbar, sagte Günther. Der Bund müsse zunächst für die Munitionsräumung aufkommen.

Entsprechend lautete das Motto des Ostermarschs "Von der Heide soll Frieden ausgehen". Ergraute Friedensaktivisten liefen neben jungen Leuten aus der linken Szene, Gewerkschafter neben Familien mit Kindern. "Ich finde es wichtig, aktiv zu werden und hier sichtbar für Frieden einzutreten", sagte Vera Düwert. Die 19-jährige Abiturientin aus Kyritz würde sich anstelle des Übungsplatzes ein Erholungsgebiet für die Region wünschen. "Ich bin gegen eine massive touristische Erschließung. Die Menschen brauchen Rückzugsorte."

Den Weg über das Bombodromgelände, vorbei an baufälligen russischen Panzerhallen hatten die Veranstalter mit dem Verteidigungsministerium und der Bundeswehr ausgehandelt - alle paar hundert Meter standen Feldjäger neben der Route. Die Bundeswehr machte den Marsch am vergangenen Dienstag überraschend von einem Nutzungsvertrag abhängig. Neben einem Fotografierverbot sollten die Veranstalter etwa alle Demonstranten dazu verpflichten, keine Transparente mitzuführen, "deren Aufschriften inhaltlich gegen die Bundeswehr gerichtet sind". Nachdem die Veranstalter dagegen protestierten, gab die Bundeswehr erst am Donnerstag den Weg frei - ganz ohne Vertrag.

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