Kulturpolitik: Kunst wird weggeschlossen

Die Hamburger Kunsthalle reagiert auf die harschen Sparvorgaben der Kultursenatorin: Galerie der Moderne soll für mehrere Monate dichtgemacht werden.

Nicht mehr froh: Kunsthallen-Chef Hubertus Gaßner muss die Gegenwarts-Galerie monatelang schließen. Bild: dpa

Die Galerie der Gegenwart bleibt voraussichtlich für mehrere Monate geschlossen. Mit diesem am Freitag bekannt gewordenen Vorschlag reagiert der Vorstand der Hamburger Kunsthalle auf die Sparvorgaben von Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos). 220.000 Euro - so das im Wirtschaftsplan für 2010 avisierte Defizit - will man so sparen, genauer: Personal und Reinigungskosten.

Die ersten beiden Schließungswochen beruhen allerdings auf regulären Ausstellungsumbauten: "Pop Life" geht, Wandmaler David Tremlett kommt; eine aufwendige Installation. Falls alles nach Plan verläuft, soll sie am 24. Juni eröffnet werden - und danach sofort schließen. Bis Ende September müssen die drei Etagen sowie der Eingangsbereich des Gebäudes geschlossen bleiben, will man besagte 220.000 Euro einsparen.

Eine unpopuläre Maßnahme, zu der die Kultursenatorin gestern nicht Stellung beziehen wollte. Intern sickerte durch, dass sie von der chronisch unterfinanzierten Kunsthalle auf Biegen und Brechen eine schwarze Null für 2010 verlangt. Die kurzfristigste und sicherste Methode sind die - bereits im April im Stiftungsrat diskutierten - Flächenschließungen. "Gern tun wir so etwas natürlich nicht", sagt Kunsthallen-Geschäftsführer Roman Passarge. Auch die Senatorin nicht, die angeregt haben soll, so zu sparen, dass es niemand merkt. "Aber die Leute merken doch, wenn ein großes Museum monatelang schließt!", sagt Stiftungsratsmitglied Ekkehard Nümann. Wenn man spare, solle man das auch laut sagen.

1997 wurde die Galerie der Gegenwart unter Kunsthallen-Direktor Uwe M. Schneede, dem Vorgänger des seit Februar 2006 amtierenden Hubertus Gaßner, eröffnet.

Architekt Oswald Mathias Ungers hat den weißen, kubischen Bau im Zentrum Hamburgs entworfen.

Auf 5.600 Quadratmetern wird dort Kunst seit 1960 präsentiert, und zwar sowohl in der Dauerausstellung als auch in wechselnden Präsentationen.

Da passt es der Kultursenatorin vermutlich gut, dass - wie am Freitag bekannt wurde - die Brandschutzklappen der Galerie der Gegenwart erneuert werden müssen. Der Vermieter der Kunsthalle, die Hamburgische Immobilien Management Gesellschaft, hat dies vor wenigen Tagen festgestellt. Ob die Arbeiten bis Ende September zu bewältigen sind, ist aber fraglich. Man munkelt, dass es zwei bis drei Monate mehr werden könnten. Allerdings, so ist zu hören, könnte man jede Etage einzeln umrüsten, ohne gleich das gesamte Gebäude zu schließen. Aber das wird die Kunsthalle aufgrund des Sparzwangs müssen.

Langfristig gewinnt man durch die Schließung, die sich laut Passarge trotz der Besuchereinbußen rechnet, wenig. "Dies ist ein Tropfen auf den heißen Stein, mit dem wir das Sparziel für 2010 erreichen", bestätigt Nümann. Wie es danach weitergeht und wie die aus den Vorjahren aufgelaufenen Schulden von 3,2 Millionen Euro abgebaut werden sollen, weiß niemand.

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