STADTPLANUNG: Kein Wohnen auf dem Wasser

Was andernorts geht, geht in Bremen nicht: Über "Floating Homes" wird seit Jahren geredet - aber kein Projekt ist realisiert. Man weiß nur genau, warum es nicht geht

Die idyllischen Anlegeplätze für "Floating Homes" in der kleinen Weser sehen keine Sonne Bild: kawe

Wer am Meer steht, hat das Gefühl von Weite, von Freiheit. Wohnen am Wasser oder auf dem Wasser ist eine besondere Lust. Um so erstaunlicher, dass bei einer Stadt, die über so viel Wasserflächen verfügt wie Bremen, kaum Wohnungen direkt am Wasser oder auf dem Wasser - "Floating Homes" - zu sehen sind. Wie hoch der Bedarf und insbesondere der zahlungsfähige Bedarf ist, weiß niemand - es fehlt einfach an den Genehmigungen von Bau- bzw. Liegeplätzen. Noch zu Zeiten von Umweltsenator Jens Eckhoff (CDU) wurde das Thema angestoßen, seit 2006 liegt in der Bremer Umweltbehörde eine Liste möglicher Plätze - passiert ist bisher nichts.

Im Rahmen der Umwelttage Bremen 2010 hat Senator Reinhard Loske (Grüne) bei der Eröffnung einer Ausstellung über "Floating Homes" in der Stadtbibliothek freundliche Grußworte gesprochen. Michael Feiler, der Projektbetreuer "Schwimmende Bauten" der Internationalen Bauausstellung (IBA) Lausitz, führte in einem Vortrag spannende architektonische Modelle von "Floating Homes" vor. In der Lausitz sollen auch Ferienwohnungen auf dem Wasser angeboten werden, um Touristen in das alte Braunkohlen-Abbaugebiet zu locken. Wie in Holland sind dort künstliche Seen in das Visier der vielen Wasserliebhaber gerückt.

Der prominenteste Standort, der in Bremen vor Jahren "identifiziert" worden ist, liegt hinter dem Teerhof an der kleinen Weser. Der Bereich ist offen zur Weser, wird als Bundeswasserstraße nicht mehr benötigt. Es gibt sogar schon Gutachten über die Eignung dieses Wasserstückes - allerdings mit negativem Ergebnis: Der Tidenhub muss dort für Eisflut-Fälle mit 4,50 Metern planerisch berücksichtigt werden. Zudem wäre die Infrastruktur für jedes Wohnschiff teuer, da der Platz nur für fünf Einheiten reicht. Schließlich fehlt die Sonne - wer eine Million Euro für ein luxuriöses Wohnschiff hinlegt, mag keine Nordlage.

Oberhalb des kleinen Stauwehres am Rande der Fläche der "Umgedrehten Kommode" gäbe es diese Probleme nicht: kein Tidenhub, mehr Wohneinheiten, Südlage. Im Rahmen der Debatte über die Bebauung des Stadtwerders wurde über Wohnungen auf dem Wasser aber nicht geredet. Mögliche Standorte für Wohnschiffe gibt es an der Lesum, doch da untersagt das der Bund. Oberhalb des Weserwehres gibt es direkt mögliche Standorte ohne Tidenhub-Probleme - aber mit dem Lärm der Autobahnbrücke. Im Europahafen gäbe es Möglichkeiten in Südlage - allerdings würden die Bewohner dortiger "Floating-Homes" bei Ebbe auf die Spundwand gucken. Die Möglichkeit, eine Fläche zu überfluten, um darauf mögliche Standplätze zu schaffen, ist in Bremen noch nicht diskutiert worden - obwohl diese Wohnform angesichts des steigenden Meeresspiegels als besonders zukunftssicher gelten könnte.

In der Lausitz jedenfalls entsteht derzeit eine einzigartige Seenlandschaft. Neben den schwimmenden Häusern soll es ein Event-Zentrum in Form einer flach im Wasser liegenden "Sonne" geben.

Ausstellung in der Stadtbibliothek, am 18. 11. gibt es dort um 19 Uhr eine Diskussion zum Thema "Floating Homes" in Bremen

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