Kommentar Neonazi-Demo: Das Konzept ging auf

Dass nicht mehr Kameraden als im Jahr 2010 nach Braunschweig kamen, sollte nicht täuschen. Jene, die kamen, wussten, worauf sie sich einließen. Die Szene zeigte, wie hoch ihr Organisationsgrad und ihre Disziplin ist.

Erst Kundgebung, dann Marsch. Die Neonaziszene hat auf das Verbot ihres Marsches in Braunschweig flexibel reagiert. Mit dem Verbot gab sich das Kameradschaftsspektrum um Dieter und Ricarda Riefling nicht ab. Selbstbewusst suchte die Szene mit der nachgeschobenen Anmeldung in Peine weiter den Kampf um die Straße.

Den Neonazis gefiel die Idee der Kundgebung mit Rechtsrock und Marsch um des Marsches willen. Dass die Bands nicht die Stimmung anheizten, ändert wenig an ihrem Erfolgserlebnis. Es ist keine Übertreibung von Dieter Riefling, wenn er betont, der "Tag der deutschen Zukunft" (TddZ) sei jetzt ein fester Termin auf ihrer Agenda. Spiel, Spaß und Spannung wurde geboten, das wirkt nach.

Schon öfter reagierten Neonazis mit Spontanaktionen am selben Tag, wenn ihnen durch die Gegenproteste die Planungen platzen. Am Samstag hatte aber vor allem Ricarda Riefling mit dem Doppeltermin in zwei Städten in einem engen Zeitfenster am selben Tag eine sehr ambitionierte Aktionsform gewagt. Und ihr Plan ging auf.

Dass sie für den TddZ nicht mehr Kameraden als im Jahr 2010 mobilisierten, sollte nicht täuschen. Jene, die kamen, wussten, worauf sie sich einließen. Die Szene zeigte wie hoch ihr Organisationsgrad und ihre Disziplin ist.

Neue Aktionsformen werden in der Szene seit dem Scheitern der Märsche durch Proteste breit diskutiert. Das Konzept könnte zum Exempel werden.

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Rechtsextremismusexperte, Jahrgang 1966. In der taz-Nord schreibt er seit 2005 die Kolumne „Der Rechte Rand“. Regelmäßig hält er Vorträge bei NGOs und staatlichen Trägern. Für die Veröffentlichungen wurde er 2007 Lokaljournalist des Jahres und erhielt den Preis des Medium Magazin, 2008 Mitpreisträger des "Grimme Online Award 2008" für das Zeit-Online-Portal "Störungsmelder" und 2012 Journalisten-Sonderpreis "TON ANGEBEN. Rechtsextremismus im Spiegel der Medien" des Deutschen Journalistenverbandes und des Ministeriums für Justiz und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Letzte Bücher: herausgegeben: Das Netzwerk der Identitären - Ideologie und Aktionen der Neuen Rechten (2018), Die Entkultivierung des Bürgertum (2019), mit Andrea Röpke: Völkische Landnahme -Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos (2019) mit Jena-Philipp Baeck herausgegeben: Rechte EgoShooter - Von der virtuellen Hetzte zum Livestream-Attentat (2020), Verqueres Denken - Gefährliche Weltbilder in alternativen Milieus (2021).

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