S-Bahn und Tram am Hauptbahnhof: Bahnhof bekommt Anschluss

Am Hauptbahnhof beginnen die Arbeiten für eine bessere Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. In vier Jahren soll die Straßenbahn fertig sein, in sechs Jahren die S-Bahn.

Spatenstich mit Helm - bis die Anbindung fertig ist, dauert es aber noch ein paar Jahre. Bild: dpa, Wolfgang Kumm

Noch ist die Baustelle nur ein umzäuntes Areal mit einem Erdhügel auf der Nordseite des Hauptbahnhofs. Hinter dem Hügel steht ein roter Bagger, und als sich Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), BVG-Chefin Sigrid Nikutta, Ingulf Leuschel von der Deutschen Bahn (DB) und Enak Ferlemann vom Bundesverkehrsministerium symbolisch gelbe Bauhelme aufsetzen und Erde vom Hügel schaufeln, steht ein bedauernswerter Mensch im Maulwurfskostüm daneben und winkt in die Kameras.

In den nächsten Wochen soll aus dem Erdhügel eine richtige Baustelle werden, für gleich drei Bauprojekte: Die Invalidenstraße wird umgebaut und gleichzeitig um eine Straßenbahn-Linie zum Nordbahnhof ergänzt, parallel dazu beginnen die Bauarbeiten für die S-Bahn-Strecke vom Hauptbahnhof zur Ringbahn. Bislang war der Hauptbahnhof nur von Osten und Westen mit der S-Bahn erreichbar, in Zukunft soll er es auch von Norden und Süden sein.

2017 soll die 227 Millionen Euro teure erste Teilstrecke in Betrieb genommen werden und den Norden der Stadt besser an den im Jahr 2006 eröffneten Hauptbahnhof anbinden. Wie die S-Bahnen genau fahren werden, ist aber noch unklar. Denkbar wäre laut Bahn, dass Züge von der Ringbahn weiter zum Hauptbahnhof fahren. Eine Alternative wäre eine neue Linie, die von Norden zum Hauptbahnhof führt.

Der Berliner Fahrgastverband Igeb begrüßt, dass nun mit den Bauarbeiten für die S-Bahn-Linie begonnen wird. Der Vorsitzende Christfried Tschepe fordert allerdings neben den Bahnhöfen Westhafen und Wedding einen weiteren Halt an der Perleberger Brücke, wo die Trassen aus Ost und West zusammenlaufen. Leuschel verweist auf fehlende Mittel: "Die Planung ist aber so, dass der Bahnhof jederzeit errichtet werden kann." Erst in einem zweiten Bauabschnitt soll die S-Bahn-Linie dann auch nach Süden in Richtung Potsdamer Platz verlängert werden. Als Baubeginn ist derzeit 2019 geplant.

Zwei Jahre vor der S-Bahn-Verbindung soll die Straßenbahn zum Nordbahnhof fertig sein. Im Dreiminutentakt fahren die Bahnen dann vom Hauptbahnhof ab, erklärt Nikutta. Auf der 2,3 Kilometer langen Strecke sind sechs neue Haltestellen geplant. Der Bau der Straßenbahntrasse geht einher mit der Umgestaltung der Invalidenstraße. Künftig sollen zwei Kfz-Spuren in jede Richtung führen, jeweils eine davon nutzt auch die Straßenbahn. Daneben sind Radwege geplant.

Anwohner hatte über Jahre gegen den Umbau der Straße protestiert und geklagt. Sie befürchten mehr Verkehr und damit eine steigende Lärm- und Schadstoffbelastung. Ende vergangenen Jahres entschied das Verwaltungsgericht, dass die Baupläne umgesetzt werden dürfen. Laut der örtlichen Bürgerinitiative hat dagegen unter anderem ein Hotelier Berufung eingelegt. Genau wie die Grünen und der Umweltverband BUND hätte die Bürgerinitiative gerne ein eigenes Gleisbett für die Straßenbahn gehabt - um sie nicht von den Autos ausbremsen zu lassen.

Der grüne Europaabgeordnete Michael Cramer bezeichnet die Reihenfolge der Bauvorhaben als "autofixiertes Denken". Es sei typisch, dass der Autotunnel zum Hauptbahnhof pünktlich fertig gewesen sei, aber mit der Anbindung von S-Bahn und Tram erst Jahre nach Inbetriebnahme begonnen werde.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.