Von prügelnden Polizisten

Ausstellung Die Geschichte der Bremer Polizei wird in einer Ausstellung in der unteren Rathaushalle dargestellt und beleuchtet zum Teil auch kritische Momente der Historie. Nach 1990 wird es dünn

„Draufhauen! Draufhauen! Nachsetzen“

ERICH VON BOCK UND POLACH, POLIZEIPRÄSIDENT 1968

Die Demonstrationen und Krawalle bei der Rekrutenvereidigung im Weserstadion 1980. Das Gladbecker Geiseldrama 1988 und die Fehler, die die Bremer Polizei dabei beging. Diese zwei Ereignisse sind Teil einer gestern eröffneten Ausstellung zur Geschichte der Bremer Polizei in der Unteren Rathaushalle. Unter dem Titel „Bürger.Polizei“ soll die Geschichte der Bremer Polizei von 1945 bis heute beleuchtet werden.

Parallel wird eine Ausstellung gezeigt, die bereits im Jahr 2011 im Staatsarchiv zu sehen war: „Polizei.Gewalt“ dokumentierte die Polizeigeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus.

„Unbelastete Polizisten“ seien beim Wiederaufbau der Polizei nach dem 2. Weltkrieg „rar“ gewesen, heißt es auf einer der zahlreichen Tafeln. Daher hätten letztlich doch ehemalige Wehrmachtspolizisten ihren Dienst wieder aufnehmen dürfen. In diesen Fällen habe man von „politischem Irrtum“ gesprochen und das, so heißt es in der Ausstellung, habe mehr zur „Renazifizierung“, als zur Entnazifizierung geführt. Ungeschönt und sehr detailliert wird die Geschichte fortgeführt: Polizisten bekennen sich erst nach und nach zur Demokratie.

Zwischen Bildern und vielen Texten werden die BesucherInnen chronologisch durch die Ausstellung geleitet. Angekommen in den sechziger Jahren wird in Berlin 1967 bei einer Demonstration Benno Ohnesorg erschossen. Bald machen auch die Bremer Erfahrungen mit Polizeigewalt bei Protesten: Nach einer Fahrpreiserhöhung für Busse und Bahnen demonstrieren Jugendliche im Januar 1968 an der Domsheide und werden von der Polizei unverhältnismäßig gewalttätig niedergeschlagen. „Draufhauen! Draufhauen! Nachsetzen!“, hieß es vom damaligen Polizeipräsidenten Erich von Bock und Polach. Die Polizei habe „unzeitgemäß und autoritär“ gehandelt, ist in der Ausstellung zu lesen. Die Erfahrung der „Straßenbahnunruhen“ bewirkte in Bremen einen Wechsel im Umgang mit Demonstrationen.

Die Geschichte der Bremer Polizei zieht sich weiter über eine Modernisierung der Ausbildung im Jahr 1972, den Umgang mit der RAF und die Rekrutenvereidigung am Weserstadion mit anschließenden Krawallen.

Ab 1990 gibt es kaum noch spektakuläre Ereignisse, die berichtet werden. „Die Themen sind schwieriger zu beurteilen, je näher man an das Heute kommt“, sagt der Historiker Konrad Elmshäuser vom Staatsarchiv, der die Ausstellung mit konzipiert hat. Die Diskussionen mit der ebenfalls beteiligten Innenbehörde seien aber sehr offen gewesen. „Das hatte ich so gar nicht erwartet.“  Kim Neubauer

Montag bis Samstag 10 bis 18 Uhr