Soziales Internet: Chancen für Pflegekinder

In Berlin gibt es zu wenig Pflegefamilien. Jedes Jahr haben 500 Kinder neuen Bedarf.

Fast wie bei Muttern: betreute Kinder Bild: ap

2.700 Kinder leben in Berlin in Pflegefamilien. Um möglichst alle pflegebedürftigen Kinder in neue Familien zu bringen, informiert die Beratungsstelle "Familien für Kinder" nun potenzielle Pflegeeltern auf der Internetplattform pflegekinder-berlin.de über Möglichkeiten und Voraussetzungen. Rund 500 Kinder müssen der Beratungsstelle zufolge jedes Jahr in neuen Pflegeverhältnissen untergebracht werden.

"Es gibt verschiedene Gründe, warum Kinder nicht von ihren leiblichen Eltern betreut werden können", sagt Ellen Hallmann, Sozialpädagogin bei "Familien für Kinder". Die Ursachen reichten von Alkoholismus über psychische Vernachlässigung der Kinder bis hin zu Gewalt in den Familien. Für einige Kinder und Jugendliche sei es jedoch problematisch, ein entsprechendes Pflegeverhältnis zu bekommen. "Der Bedarf an Pflegefamilien ist größer als die zur Verfügung stehenden Pflegefamilien oder Pflegepersonen", sagt Christian Walther, Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Kinder, die keine Familie fänden, müssten in Heimen betreut werden.

Auf der Website wird auch über Veranstaltungen und Schulungen informiert: "Die Zeitspanne vom ersten Infoabend bis zur Aufnahme eines Pflegekindes beträgt rund neun Monate." Adoptiveltern bekämen hingegen erst nach zwei bis neun Jahren eine Zusage.

"In Krisensituationen ist auch die befristete Aufnahme eines Pflegekindes über maximal sechs Monate möglich", sagt Hallmann. Vermittelt werden die Pflegekinder dabei je nach Bezirk über einen freien Träger oder den Kinderpflegedienst des zuständigen Jugendamts. "Familien für Kinder" ist als freier Träger in den Bezirken Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg sowie als Beratungsstelle für ganz Berlin tätig.

Pflegefamilien bekämen in jedem Fall ein Pflegegeld, das sich aus Erziehungs- und Unterhaltskosten und dem Alter des Kindes errechnet. In einer Schulung würden die Pflegeeltern über die Besonderheiten der Zöglinge und den Umgang mit ihnen informiert, sagt Hallmann. Nachdem sich Pflegeeltern und Kind kennengelernt hätten, werde gemeinsam entschieden, ob das Kind von der Familie betreut wird. Bis zu drei Pflegekinder könnten gleichzeitig aufgenommen werden.

"In Einzelfällen entwickeln sich Pflegeverhältnisse zu Adoptionen", sagt Walther. Im Gegensatz zur Adoption behalten Pflegekinder aber ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zur leiblichen Familie. Die rechtliche Elternschaft liegt weiter bei den leiblichen Eltern. Betreuung und Erziehung gehen - befristet oder unbefristet - an die Pflegeeltern über. Sollten sich die Verhältnisse in der Herkunftsfamilie verbessern, können die Kinder zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren. Dies geschehe allerdings nur in drei Prozent der Fälle, erklärt "Familien für Kinder" auf der neuen Website. Andere würden teilweise bis zur Volljährigkeit in Pflegefamilien leben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.