Kommentar Deutsche Familienunternehmen: Geheimsache Wohlstand

Deutsche Familienunternehmen sind reaktionär. Das macht nach dem Schlecker-Desaster der aktuelle Skandal um den geplanten Panzerverkauf an Riad deutlich.

Noch so ein Unternehmen, das Weltruf genießt, sich aber in der Hand einer Familie befindet, die keine Absicht hat, die Öffentlichkeit über ihr Geschäftsgebaren aufzuklären: Krauss-Maffei Wegmann. Das ist der Konzern, der Saudi-Arabien mit dem Kampfpanzer Leopard 2 beliefern möchte. Hätte nicht eine etwas bizarre Kampagne Namen hervorgewühlt und sich ein Miteigentümer zur Stellungnahme aufgerufen gefühlt – man wüsste bis heute nichts über die Menschen, die am Exportwunderprodukt „Leo“ verdienen.

An Skandalen wie dem geplanten Panzerverkauf an Riad wird nun deutlich, wie reaktionär das deutsche Familienunternehmenswesen ist. So wenig, wie der Schlecker-Patriarch sich in die Karten blicken ließ, bis seine Drogeriekette samt 13.000 Jobs unterging, so wenig brauchen die KMW-Eignerfamilien sich für ihre Geschäfte zu rechtfertigen – noch nicht einmal im Nachhinein. Das wäre bei einer Aktiengesellschaft anders, wie Deutsche-Bank- oder Bayer-Manager wissen, die sich seit Jahrzehnten der „Kritischen Aktionäre“ erwehren müssen.

Im Fall des Saudi-Deals wird die undurchsichtige Konzernpolitik noch ergänzt durch die Geheimhaltung, die der genehmigende Bundessicherheitsrat pflegt. Doch merken die Regierungsmitglieder im Sicherheitsrat offenbar genau wie die Saudi-Prinzen, dass die deutsche Öffentlichkeit es nicht billigt, ein Regime mit Panzern zu beliefern, die gerade auch zur Niederschlagung von Demokratiebewegungen in der Stadt konzipiert sind.

Doch beginnt die Debatte damit ja erst. Der Nahe Osten soll das Liefergebiet der Zukunft werden. Demokratien sind dort rar. Doch es wird nicht mehr lange dauern, bis in der Debatte darüber, wer mit deutscher Ware versorgt wird, die Worte „Arbeitsplätze“ und „Wohlstand“ fallen. Dann lässt die Empörung bestimmt nach.

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Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.

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