Kommentar Kampagne Luftfahrtbranche: Von wegen öko

Kaum eine Branche wehrt sich so erfolgreich gegen Umweltverbesserungen wie die Luftfahrtbranche. Ihre Kampagne ist daher schlicht dreist.

Es ist schlicht und einfach dreist. Die deutschen Fluggesellschaften rühmen sich in einer neuen PR-Kampagne für ihren angeblich niedrigen Treibstoffverbrauch. Und das auch noch mit dem Begriff „Vier-Liter-Flieger“, ganz klar angelehnt an das „Drei-Liter-Auto“, das als Inbegriff der einigermaßen ökologischen Fortbewegung in einem motorisierten Fahrzeug gilt.

Dabei wehrt sich kaum eine andere Branche so erfolgreich gegen Umweltverbesserungen und wird gleichzeitig so stark bevorteilt im Vergleich zur Konkurrenz. Eine Steuer auf Kerosin? Seit Jahren diskutiert und trotzdem in weiter Ferne.

Die Ticketabgabe? Kaum eingeführt, setzt die Bundesregierung eine Erhöhung aus. Ruft die Branche nur einmal kurz „Arbeitsplätze in Gefahr“, sind eventuelle Belastungen vom Tisch. Und positive Auswirkungen auf die Umwelt ebenso. Die Bahn etwa erhält deutlich weniger Vergünstigungen.

Zudem führt die Argumentation mit den vier Litern in die Irre. Auf den ersten Blick suggeriert sie einen Verbrauch pro Maschine, dabei sind die vier Liter auf einen Passagier heruntergerechnet – alles andere wäre eine technische Revolution.

ist Redakteurin für Netzökonomie der taz.

Davon, dass die Rechnung nur mit modernen Maschinen funktioniert und die Verbrauchswerte im weltweiten Durchschnitt ganz anders aussehen und dass Frachtmaschinen mit ihrem höheren Verbrauch komplett außen vor gelassen wurden, ganz zu schweigen.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Konsumenten nicht von solch billigen Kampagnen blenden lassen. Sondern auf ihren Kopf hören. Und der sagt den meisten – so hat es die Luftfahrtbranche selbst ermittelt –, dass Flugzeuge keineswegs ökologische Niedrigverbraucher sind. Jetzt fehlt nur noch, sich das vor der Planung des nächsten Wochenendtrips noch einmal bewusstzumachen.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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