Video der Woche: Der Held, der von McDonald's kam

Charles Ramsey wird in den USA als der Mann gefeiert, der drei Frauen befreit hat. Das TV-Interview mit ihm wird schon zu Musikvideos weiterverarbeitet.

„I called 911“: Charles Ramsey beim TV-Interview. Tabelle: Youtube

Amerikaner lieben Helden. Und diese Woche wurde ihre Sehnsucht aufs Vortrefflichste befriedigt – mit dieser unglaublichen Geschichte aus Cleveland, Ohio. Da hatte ein ehemaliger Busfahrer rund ein Jahrzehnt drei Frauen eingesperrt und vergewaltigt. Zum Helden wurde da natürlich auch ein Mann, nämlich der Mann, der die Frauen befreit hat. Oder zumindest eine davon. Oder noch genauer: zumindest einer davon bei der Flucht geholfen hat. Sein Name: Charles Ramsey.

Der ist nun alles andere als ein stiller Held. Der lokale TV-Sender ABC bekam Ramsey mitten der freudig erregten Menschenmenge vor die Kamera. Ramsey, ein schwarzer Nachbar des Entführer, schildert äußerst schwungvoll, wie er die Sache erlebt hat ­ und ganz nebenbei auch noch, in welcher Welt er lebt.

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„Ich kam gerade von McDonald's“, beginnt Ramsey. Erklärt, stets unterstrichen von wilden Gesten, wie dick die Tür war, die aufgebrochen werden musste, wie er mit der Polizei telefoniert hat und wie er früher mit dem Entführer gegrillt hat: „Wir haben Rippchen gegessen und Salsa-Musik zusammen gehört!“ Gemerkt habe er nie etwas. „Du brauchst wirklich dicke Eier, um so etwas durchzuziehen, Bruder“, sagt Ramsey über seinen kriminellen Nachbarn

Und dann, ganz am Ende des knapp dreiminütiges Videos, fragt der Interviewe, wie er auf den Anblick des Mädchens reagiert habe. Und Ramsey antwortet unter betonendem Nicken: „Wenn ein weißes hübsches Mädchen einem Schwarzen in die Arme läuft, dann ist etwas faul, yeah!“

Mehrere Millionen Aufrufe hat das Video bei Youtube bereits. Aber nicht nur das: Längst wird es zu Musikvideos weiterverarbeitet, unterlegt mit Beats, die Sprache in rhythmische Einzelsätze zerlegt. Songify nennt sich diese Technik. Vielleicht das gelungenste Beispiel stammt von shmoyoho, der schon mit Songify-Version zu Wahlkampfdebatte zwischen Barack Obama und Mitt Romney mehrere Millionen Klicks erzielte. Seine Popversion von Charles Ramsey aber toppt alles.

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Und Ramsey selbst? Der steht mittlerweile nicht mehr ganz so glanzvoll da. Ein weitere Nachbar hat sich inzwischen gemeldet. Angelo Cordero erzählt im TV, dass er doch der erste vor Ort war. Und dass er die Tür eingetreten habe.

Aber Cordero hat ein Problem. Er spricht Spanisch, aber kein Englisch. Damit kann er in einem hauptsächlich von Latinos bewohnten Viertel von Cleveland gut leben. Für einen All American Hero aber ist er nicht medienkompatibel genug.

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