Nachhilfe für das FU-Präsidium

Studierende besetzen das Präsidium der Freien Universität. Die Unileitung ruft die Polizei. Nach Verhandlungen erhalten die Besetzer freies Geleit. Die Kritik am Campus-Management wird schärfer

Von Martin Kaul

Studierende der Freien Universität (FU) besetzten gestern das Präsidium der größten Berliner Universität. Im Anschluss an mehrere Vollversammlungen (VV) an verschiedenen Instituten und Fachbereichen zogen Studierende zur Uni-Zentrale. Gegen 14 Uhr nahmen etwa 15 von ihnen den Balkon in Beschlag. Sie entrollten dort mehrere Transparente mit Aufschriften wie „Keine Elitenbildung“ oder „Gemeinsam gegen Studiengebühren“.

Das Präsidium reagierte schnell: Es rief die Polizei. Laut Zeugenberichten erschienen die Ordnungshüter gegen 14.30 Uhr mit zehn Einsatzwagen. In der Zwischenzeit kamen weitere 150 Studierende zum Sitz des Unipräsidenten Dieter Lenzen. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie „Unmündig“ oder „Ich brauche keine strikte Führung“. Einige von ihnen wollten zu den Balkonbesetzern. Laut Augenzeugen wurde die Eingangstür der Uni-Zentrale aber von innen blockiert. Es sei zu Rangeleien mit der Polizei gekommen. Danach erfolgten vier Festnahmen wegen Hausfriedensbruchs. Einer der vier wird zusätzlich wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte belangt.

Währenddessen verhandelten die Besetzer mit FU-Vizepräsident Werner Väth. Dessen Chef Dieter Lenzen war nach mehreren Aussagen gestern nicht anwesend. Väth unterschrieb eine Verpflichtung der Unileitung, künftig sämtliche Daten über das Campus-Management zu veröffentlichen. Bislang sei dies nur selektiv erfolgt, erklärten Studierende. Beide Seiten kamen zudem überein, dass es eine Empfehlung des Präsidiums an die Institute geben soll, die regulären Anwesenheitskontrollen während der Streikwoche auszusetzen. Zudem wird die Unileitung keine Anzeige gegen die Besetzer erheben. Gegen 16.30 Uhr verließen diese die Zentrale. Väth sagte weiterhin zu, Lenzen zu empfehlen, mit Vertretern der Studierenden Gespräche aufzunehmen.

Auf der gestrigen VV des Otto-Suhr-Instituts (OSI) beschlossen etwa 250 Teilnehmende eine dreitägige Besetzung des Instituts, die heute beginnen soll. Statt der regulären Lehrveranstaltungen wird es Seminare, Workshops und Arbeitsgruppen zu den Zielen des Streiks geben.

Inzwischen übt die Leitung des OSI Druck auf die Umsetzung des Campus-Managements aus. „Wenn sich die Probleme weiter kumulieren, spricht einiges dafür, dass wir aussteigen“, sagte der stellvertretende Institutsdirektor Hajo Funke am Rande der OSI-VV. Die FU hatte für zwei Millionen Euro eine Verwaltungssoftware eingeführt. Die Abschaffung des Campus-Managements ist eine der zentralen Forderungen, welche die Studierenden zum aktuellen Warnstreik veranlasste.

Ein Ausstieg des OSI könnte die Einführung der Software insgesamt gefährden. Funke erklärte vor Studierenden, dass die von der Univerwaltung durchgesetzten Maßnahmen die grundgesetzlich garantierte Freiheit von Forschung und Lehre einschränken würden. Er sagte: „Ich bin nicht für eine Beschleunigung der Denk- und Lernprozesse der Studierenden, sondern für eine Beschleunigung der Denk- und Lernprozesse des Präsidiums.“ In einem offenen Brief hatte sich Funke an das FU-Präsidium gewandt und sich in weiten Teilen den Forderungen der Studierenden angeschlossen.

Informationen zum Streik unter www.streikzentrale.tk