Kommentar FED: Und wieder wächst die Blase

Die US-Notenbank behält ihre lockere Geldpolitik bei und hält damit die Party am Laufen. Statt Blase sagt man jetzt eben „Vermögenspreisinflation“.

FED-Chef Bernanke spricht, die Börse sieht schon Unheil nahen. Bild: Bild: Reuters

Die nächste Finanzmarktkrise ist nur eine Frage der Zeit. Höchstwahrscheinlich nimmt sie diesmal nicht in den USA ihren Ausgang, sondern vielleicht in Indien oder Indonesien. Doch das Muster dürfte ein ähnliches sein wie 2007, als das Platzen der Immobilienblase in den USA den Beginn der letzten Krise markierte.

Warum dieser Pessimismus? Hat die US-Notenbank Fed nicht gerade das einzig Richtige gemacht und die Zinsen auf ihrem Tiefststand belassen? Was will man denn mehr? Das ist ja das Problem.

Die Fed hat nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sie kann weitermachen wie bisher. Oder sie kann das Ende ihrer Politik des reichlichen und billigen Geldes einläuten. Doch als sie einen solchen Schritt vor der Sommerpause andeutete, kam es sogleich zu einer bedrohlichen Kapitalflucht aus den Schwellenländern und einem Verfall von deren Währungen.

Die Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer ruderte daher auf dem Sankt Petersburger G20-Gipfel Anfang des Monats schnell zurück. Zinserhöhungen werde es nicht geben. Und dieses Versprechen hielt die Fed jetzt auch ein. Schließlich will sie auch in den USA das etwas enttäuschende Wirtschaftswachstum nicht durch höhere Zinsen abwürgen.

Doch damit sind ja die Probleme nicht gelöst, die die lockere Geldpolitik mit sich bringt. Wegen der extrem niedrigen Zinsen in den USA und Europa suchen Anleger – wüste Spekulanten genauso wie konservative Pensionsfonds – nach renditeträchtigeren Anlagen, zum Beispiel in den Schwellenländern. Dort löste das viele Geld einen höchst instabilen Boom aus, insbesondere auf den Immobilienmärkten.

Auch in den USA selbst gelten Immobilien ebenso wie Aktien inzwischen wieder als sehr teuer. Man spricht diesmal nicht gerne von Blasenbildung, sondern verschämt von „Vermögenspreisinflation“.

In Wirklichkeit aber unterscheidet sich die Situation kaum von den Nullerjahren, als die Fed durch Niedrigstzinsen die Auswirkungen des Dotcom-Crashs von 2001 bekämpfte. Mit zwiespältigem Erfolg: Die Börse und die Konjunktur erholten sich schnell, doch genauso schnell kam es zur Blasenbildung.

Die Fed hätte ja diesmal gerne frühzeitiger reagiert. Aber die Risiken sind unübersehbar, und der Druck, die Party stattdessen noch ein bisschen laufen zu lassen, ist stark. Wenn die Schwellenländer jetzt nicht die Zeit, die ihnen die aktuelle Entscheidung der Fed gibt, für starke Reformen nutzen, wird auch diesmal ein böser Kater folgen. Und die einfache Bevölkerung in den Krisenländern wird die Zeche zahlen.

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