Abriss besiegelt

WOHNUNGEN Der Investor darf in der Breite Straße Häuser abreißen und dann hochpreisig bauen

In der Breite Straße 114 und 116 in Altona dürften bald die Abrissbagger rollen. In der vergangenen Woche haben alle Bezirksfraktionen mit Ausnahme der Linken im Bauausschuss einen neuen Bauantrag des Investors Frank Scheffler zugestimmt. Die Gründerzeithäuser, unweit vom Fischmarkt, sollen nun einem Neubau weichen.

Scheffler will die Bauten mit 14 Wohnungen abreißen und 19 neue Wohnungen bauen. Geplant sind barrierefreie Vier-Zimmer-Wohnungen mit einer Fläche von rund 100 Quadratmetern und mehr, mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 14,50 Euro pro Quadratmeter.

Für den Erhalt der Häuser hatte sich die Anwohnerinitiative „Notgemeinschaft Breite Straße“ gegründet. Bereits 2010 zeigte der Mieterverein „Mieter helfen Mietern“ in beiden Häusern Leerstand an. Das Bezirksamt leitete anschließend ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Eigentümer ein, passiert ist aber nicht viel. Das Wohnraumschutzgesetz – das der Senat im vergangenen November beschlossen hat, um Zweckentfremdung von Wohnraum durch Leerstand und Verwahrlosung wieder einen Riegel vorzuschieben – kam für die Häuser zu spät. „Man konnte nicht genügend Druck auf den Eigentümer ausüben“, räumt SPD-Bezirkspolitiker Mark Classen ein.

Bereits im Oktober hat das Bezirksamt einen Vorbescheid für den Neubau genehmigt. Allerdings sahen die Pläne damals noch 25 Wohnungen vor. Davon ist der Investor nun abgerückt. Denn wenn er weniger als 20 Wohnungen baut, muss keine einzige davon eine Sozialwohnung sein. „Weil der Investor sich an das geltende Baurecht hält, gibt es keine Gründe, das Vorhaben abzulehnen“, sagt Classen.

Auch die soziale Erhaltensverordnung, die der Senat im Oktober für Altona-Altstadt beschlossen hat und die noch in diesem Jahr in Kraft treten soll, habe keinen Effekt – weil in den leer stehenden Wohnungen niemand wohnt.

Marc Meyer von Mieter helfen Mietern ist skeptisch: „Bei uns bleibt der Eindruck zurück, dass von der Politik nichts anderes gewollt wurde, als günstigen Wohnraum zu vernichten und hochpreisigen zu genehmigen.“  LKA