Kolumne Fernsehen: Achtung! Fernsehen!

Für alles gibt es Hilfe, nur fürs richtige Glotzen nicht. Das Bundesamt für Fernsehen macht Schluss damit – und gibt praktische Tipps.

Zwei Männer, kein einziger Hit: Ross Antony (l) und Bernhard Brink. Bild: dpa

Fernsehen in Deutschland ist Mist. Die Öffentlich-Rechtlichen verprassen nur unser hart unter Tage verdientes Beitragsgeld für schlechte Krimis, und die Privaten, ach, die sind noch schlimmer. Kann man immer bringen, solche Sprüche.

Dabei begehen die Leute schlicht den „Mal schauen, was läuft“-Fehler. Wer einfach mal so um Viertel nach acht ein paar Programme durchzappt, findet tatsächlich viel Müll und ein bisschen was Recyceltes. Das ist wie beim Einkaufen: Wer mit leerem Magen durch den Discounter streift, kauft all den Kram, den er später bereut. Dann frisst er zu Hause das, worauf er gerade eben Bock hatte, ihm ist danach übel – und der Rest Fleischsalat vergammelt in der hintersten Ecke des Kühlschranks.

Wer unvorbereitet fernsieht, dem ist danach auch schlecht. Trotzdem machen viele es immer wieder, genau wie beim Einkaufen auf leeren Magen. Doch fürs korrekte, sparsame Einkaufen gibt es Verbraucherzentralen oder das Bundesministerium für Verbraucherschutz oder die Stiftung Warentest, die die Menschen an die Hand nehmen. Wer „nicht hungrig einkaufen“ googelt, findet 224.000 Treffer: Wer „nicht unvorbereitet fernsehen“ in An- und Abführung setzt, findet: nichts. Ohne Anführungszeichen gibt’s immerhin den Hinweis des Schweizer Fernsehens, dass man nicht unvorbereitet zum deutschen Zahnarzt gehen sollte.

Also fangen wir jetzt damit an: Das Bundesamt für Fernsehen gibt hiermit seine erste Broschüre für den sparsamen und dennoch freudvollen Gebrauch des TV-Geräts heraus:

1. Nie mit leerem Gehirn fernsehen: Nutzen Sie Ihr Fernsehprogramm und die Programmtipps in Ihrer Tageszeitung.

2. Bücken Sie sich: So wie im Supermarkt stehen die guten und günstigen (werbefreien) Waren zumeist nicht im engeren Blickfeld. Sparen Sie sich die ersten neun Programme, die Sie mühsam mit Ihrer Fernbedienung auf diese Premiumplätze gelegt haben, weil Sie dachten, dass dort die wirklich relevanten Dinge laufen. Was gut ist, wird im öffentlich-rechtlichen Kosmos eh vorher bei einem Digitalableger oder Arte gezeigt (und dort auch wiederholt). Und die Privaten, ach, wann haben Sie zuletzt RTL, RTL 2 oder Sat.1 geschaut? Sehen Sie …

3. Nein heißt Nein: Den Fernsehschrott kann man zwar auf einer Metaebene total superlustig finden. Aber auf die Dauer macht meta keinen Spaß. Deswegen: ruhig mal ausschalten, wenn man merkt, wieder bei „Frauentausch“ hängen geblieben zu sein.

4. Jeder Tag ist Weltspartag: Neben dem Europatag ist der Weltspartag das wichtigste Datum des Jahres. Weiß jeder. Was das Fernsehen betrifft, so können Sie sich auch dort jeden Tag etwas beiseitelegen: Festplattenrekorder und Mediatheken machen’s möglich. Und am Ende hat man dann ein Sparschwein vollgefüllt mit Qualitätsfernsehen. Damit legen Sie sich dann auf die Couch und sind am Ende des Fernsehabends ebenso froh wie damals, als Sie Ihre Groschen zur Sparkasse brachten und dafür ein Kuscheltier bekamen.

5. Viel Spaß! Ihr Bundesamt für Fernsehen

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.