Video über T-Shirt-Aufschriften: „Irgendwas mit Denim“

„Oder irgendwas mit Surfern.“ „Diesel?“ Auf die Frage, was auf ihrem T-Shirt steht, wissen Leute häufig keine Antwort. Wieso nicht? Weil es Schwachsinn ist.

„Keine Ahnung. Ist schon alt. Schwarz mit Schrift.“ Vielleicht irgendwas mit Denim? Damit liegt man fast immer richtig. Bild: screenshot http://vimeo.com/69884593

Wer T-Shirts nicht aus propagandistischen Gründen trägt, sondern nur, um nicht nackt zu sein, hat eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Sie oder Er könnte entweder konsequent ein einfarbiges ohne Aufdruck wählen oder ebenso konsequent die vermeintliche Aussage des T-Shirtaufdrucks ignorieren. Davon ausgehend, dass es schon irgendetwas mit Denim, Diesel, University oder Surfern zu tun haben wird und niemanden – inklusive der eigenen Person – diskreditiert oder diskriminiert.

Wie beliebig, sinnentleert und für den Träger gänzlich bedeutungslos der T-Shirtaufdruck häufig ist, zeigt Mirko Podkowiks kurzes Video „Weißt du was auf deinem T-Shirt steht?“ von 2013. An verschiedenen Orten wurde unterschiedlichen Leuten im vergangenen Sommer selbige Frage gestellt – mit dem an dieser Stelle nicht mehr völlig überraschenden Ergebnis, dass es ihnen offensichtlich vollkommen egal ist, welche Werbung oder Nachricht sie in die Welt hinaustragen.

Das tolle an diesem Video ist, dass es simpel und freundlich und dadurch so entlarvend ist. Niemand soll absichtlich verarscht oder vorgeführt werden - es wird nur diese einfache Frage gestellt - und nicht beantwortet. Die souveränste Antwort auf die Frage findet ein sehr junger Mann, der ein brandneues T-Shirt von seinen Eltern bekommen hat und worauf er – nicht zu Unrecht – „irgendwas mit Denim oder Surfen“ vermutet.

Tatsächlich sind allerdings die Worte „Urban Spaces“ zu entziffern, darunter Bilder öffentlicher Orte. Ansonsten kollektiv: „Keine Ahnung“. Aber wozu sollte man sich „Oakwood E.B.U.“ auch merken. Oder die mysteriöse „Route 87“ oder den „Las Americas Beach Spirit“ ?

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Diese Ignoranz ist vermutlich die Folge jahrelanger Frustration über die Sinnlosigkeit von T-Shirt-Aufdrucken. Oder über das Scheitern, T-Shirts mit einem Aufdruck zu finden, der etwas, aber auch nicht zuviel Sinn ergibt. Irgendetwas Neutrales mit Freizeitsport oder Universität – nicht jedermann möchte allzeit die Revolution ausrufen, sich zu irgend jemandem oder irgend etwas bekennen oder sich abgrenzen und über andere lustig machen.

Haustiername, Hochzeitsjahr und Reiseziel

Aber was sind das dann für Labels, Logos und Schriftzüge, die ihren Weg in die Regale von H&M, Hollister, Karstadt, Diesel und Peek& Cloppenburg finden? Ganz einfach, die T-Shirt-Wissenschaft wurde bereits vor zwei Jahren in einem Comic ziemlich akkurat erklärt.

Ein Affe wirft zwecks Ortsbestimmung mit Dartpfeilen auf eine Weltkarte und trifft zufällig „San José“, danach greift ein Wissenschaftler mit verbunden Augen in eine Lostrommel, um dann das Label „Disco Club“ zu ziehen. Es hätte also auch Carlsbad University heißen können. Die Jahreszahl besorgt ein abgelaufener Joghurt im Kühlschrank –- wer will, kann noch eine beliebige Nummer hinzufügen.

So landet dann das T-Shirt mit dem Aufdruck „San Jose Disco Club 1983“ neben dem „Amsterdam Surf Club 1971“ und dem „New York Boxing Club 1984“ im Laden. Auch denkbar: Est. 1887 Trondheim Bros. Völliger Irrsinn, weist aber auf eine lange Tradition irgendeines Herstellerhauses hin. Oder auch auf eine Ivy-League Universität.

Geht es hingegen um eine „Club“-Mitgliedschaft, dann gehen die Jahreszeiten zumeist nicht weiter zurück, als dass sie für die potenziellen Käufer nicht noch ein Gefühl von Retrowärme und Nostalgie verströmen könnten – und auf keinen Fall negative Assoziationen hervorrufen –, 1939 sieht man zum Beispiel eher selten.

Zeig mir dein T-Shirt und ich sag dir wer du bist

Ähnliches gilt für die Orte. Alternativ zu „Club“ oder „University“ wären fiktive Bandnamen. Zum Beispiel der Name des ersten Haustiers plus der Nachname des Lieblings-Pinups zusammen mit dem Hochzeitsjahr der Eltern sowie deren Ziel der Hochzeitsreise.

Zum großen Themenbereich T-Shirt-Aufdrucke gibt es sicherlich bald einen Lehrstuhl. Der T-Shirt-Student kann Scheine in Band-T-Shirts, Film-Zitat-Verweis-Shirts und Sprüche-Shirts, aber auch in T-Shirt-Vermarktung machen. Außerdem in Farbenlehre, Zahlenkunde und in Psychologie (identitätsstiftende), die Menschen mit den gleichen Fan-Shirts – allen voran vermutlich Metal- und Star-Wars-Fans - miteinander verbindet.

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