Die Wahrheit: Europa bis hierhin – eine Bilanz

Nach der Europawahl ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die Leserschaft an einer kritischen Würdigung des Abendlandes erfreuen.

Ein Kontinent wie seine Geschichte: viel Schatten, etwas Licht. Bild: dpa

Wie man im alten Griechenland

mit Toga, Vollbart und Verstand

am Strand die Wissenschaft erfand:

Ich kann nur sagen: Allerhand!

Daraus – das ist bekannt – entstand,

ersonnen von Immanuel Kant,

das aufgeklärte Abendland.

Bilanz bis hierhin: Fulminant!

Derweil hat man im Rest der Welt

nun leider Dinge angestellt:

Der Sklavenmarkt, die Kolonien,

vergällen’s mir, Bilanz zu ziehen!

Dann Grabenkrieg, dann Hitlerei,

die Shoa, Gulag, Weltkrieg Zwei.

Man sollt es besser unterlassen,

die Finsternis als Vers zu fassen.

Was hiermit zu beweisen war!

Des Weiteren wird leider klar:

es macht des Kontinents Geschichte

die Abendland-Bilanz zunichte.

Nicht schlecht wirkt im Vergleich da schon

die Europäische Union,

sie hat sich just aus jenem oben

skizzierten Trümmerfeld erhoben.

Geschmiedet aus der EWG

in Kanzleramt und Élysée,

als dicke Meta-Republik

und Siegermacht im Kalten Krieg.

Europa, das solide Haus!

Wer drinnen wohnt, der ist fein raus

und während draußen Stürme weh’n

kann er sich das im Netz anseh’n.

Hier lebt sich’s fein und elegant,

es sei denn, man ist abgebrannt,

beziehungsweise Asylant

im Abschiebknast in Griechenland.

Die weiteren Zusammenhänge

entfallen wegen Überlänge.

Drum bleibt mir nur noch kund zu tun:

Bilanz Europas? Äh, je nun.

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kari

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