Krieg im Gazastreifen: EU-Länder fordern Beobachtermission

Deutschland, Frankreich und Großbritannien wollen eine Beobachtermission in den Gazastreifen schicken. Auch die Grenze soll mit Warenkontrollen geöffnet werden.

Ein Mann in Gaza trauert um seine Familie. Bild: reuters

NEW YORK/TEL AVIV dpa | Deutschland, Frankreich und Großbritannien wollen eine Beobachtermission der Vereinten Nationen für den Gazastreifen initiieren. Der Entwurf für eine entsprechende Resolution zirkuliert derzeit im UN-Sicherheitsrat, wie ein UN-Diplomat am Donnerstag sagte. Von den beteiligten UN-Missionen war für die Initiative, von der zuerst die israelische Zeitung Haaretz berichtet hatte, zunächst keine Bestätigung zu bekommen.

Die Resolution soll auch eine Grenzöffnung zum Gazastreifen enthalten – bei gleichzeitiger Kontrolle des Warenverkehrs, um eine Aufrüstung der Hamas zu verhindern. Das Papier beinhaltet auch Sicherheitsgarantien für Israel. Die EU bietet an, sich im Rahmen der Resolution stärker in Gaza zu engagieren. Bei den Beobachtern soll es sich mehr um eine politische denn um eine militärische Mission handeln, es wäre also kein Blauhelm-Mandat.

Beobachtern zufolge wäre Israel durchaus aufgeschlossen gegenüber der Resolution. Parallel gibt es bereits einen Entwurf von Jordanien, der eine starke palästinensische Handschrift trägt. Unklar ist noch, ob beide konkurrierend bestehenbleiben und wann es eine Abstimmung geben könnte.

Bomben- und Raketenangriffe

Israel bereitet sich unterdessen auf eine erneute Verschärfung des Gaza-Krieges vor und beruft 10.000 Reservisten ein. Zugleich setzte die Luftwaffe am Donnerstag ihre Angriffe in dem palästinensischen Gebiet am Mittelmeer fort. Insgesamt starben nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan am Donnerstag 38 Menschen.

Die israelische Armee griff nach eigenen Angaben mehr als 40 Ziele im Gazastreifen an. Die Lage der 1,8 Millionen Menschen dort wurde immer verzweifelter. Militante Palästinenser schossen seit Mitternacht über 80 Raketen auf Israel ab. Dort mussten die Menschen immer wieder in die Bunker hasten.

Ziel der israelischen Luftschläge wurden nun auch Anführer der radikal-islamischen Hamas. Am frühen Morgen starben bei einem solchen Angriff in Rafah drei hochrangige Militärchefs der Hamas: Mohammed Abu Schimala, Raed al-Attar und Mohammed Barhum.

Später tötete die israelische Armee ein ranghohes Mitglied des Islamischen Dschihad. Der Mann sei in einem Gebäude getroffen worden, aus dem zuvor Raketen auf Israel abgefeuert worden seien, teilte das Militär am Donnerstag mit. Der Name des Getöteten wurde zunächst nicht bekannt.

Der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden, gaben sich kämpferisch: „Die Tötung unserer Führer wird uns nicht schwächen“, hieß es in einer Mitteilung. Die drei Führer hätten ihr Blut für ihr Volk geopfert. Die erneute Mobilisierung in Israel wurde als Warnsignal gedeutet, dass eine neue Bodenoffensive Israels bevorstehen könnte. Als Israel zwischen dem 17. Juli und dem 3. August mit Bodentruppen in den Gazastreifen schickte, waren 82.000 Reservisten einberufen worden.

Fast 2.200 Tote seit Juli

Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon sagte, die drei getöteten Hamas-Führer seien verantwortlich für „schwere Angriffe auf Zivilisten und Soldaten“. Sie seien auch an der Entführung des Soldaten Gilad Schalit im Jahr 2006 beteiligt gewesen.

Der gemäßigte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas traf sich nach palästinensischen Angaben am Donnerstag in Katar mit dem Exil-Chef der Hamas, Chaled Maschaal, um die katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen zu besprechen.

Die Gesamtzahl der Toten seit Beginn der israelischen Angriffe am 8. Juli stieg nach palästinensischen Angaben auf mehr als 2080. Über 10.000 Menschen seien verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen 64 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben, Hunderte wurden verletzt.

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