Drohnen und Arbeitsgesellschaft: Die Weltverbesserer

Flugroboter übernehmen Jobs, die für den Menschen gefährlich und langweilig sind. Können diese Maschinen eine bessere Zukunft schaffen?

Die vollautomatische Google-Drohne beim Ausliefern in Australien. Bild: dpa

Drohnen sind Tötungsmaschinen, mit ihnen ließ der Friedensnobelpreisträger Barack Obama mehr Menschen umbringen als jeder andere US-Präsident vor ihm. In Deutschland erinnert der Begriff Drohne zudem an das Desaster um den „Euro Hawk“, ein Projekt das 2013 nach Mehrkosten in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro gestoppt wurde. Einen besonders guten Ruf haben die Flugmaschinen also nicht.

Das ändert sich gerade. Drohnen werden zunehmend auch im zivilen Bereich eingesetzt. Zum Überprüfen von Strommasten, als Schädlingsbekämpfer in der Landwirtschaft. Der Versandhändler Amazon kündigte vor einigen Monaten an, Drohnen zur Auslieferung von Paketen nutzen zu wollen. Der Internetkonzern Google testete solche Paketdrohnen im August in Australien. Hinzu kommt, dass Menschen sich privat Drohnen zulegen, um damit herumzufliegen und - viele haben Kameras - um damit zu fotografieren.

Drohnen sind neben Töten und Spionieren noch zu anderen Dingen in der Lage. Zu ziemlich nützlichen Dingen. Der Ölkonzern BP beispielsweise nutzt fliegende Miniroboter zur Überprüfung der Ölförderung und seiner Pipelines in Alaska. Auch bei Waldbränden waren schon Drohnen im Einsatz, die der Feuerwehr logistische Unterstützung boten – ohne dass sich Menschen dafür in Gefahr begeben mussten.

Linke Denker wie Karl Marx und der in der Bundesrepublik für die Alternativbewegung wichtige Sozialphilosoph André Gorz träumten sogar von einer Zukunft, in der die Menschen kaum noch arbeiten müssen, weil Maschinen dies tun. Ja, die Automaten schaffen in ihren Visionen sogar den Kapitalismus ab, denn wenn keiner mehr arbeiten gehen muss, und demzufolge auch keiner mehr einen klassischen Lohn beziehen kann, was bleibt dann noch von der Logik des Schuftens gegen Geld?

Drohen sind böse und töten auf Knopfdruck. Aber so ein Flugroboter kann auch gut und nützlich sein. In der taz.am wochenende vom 13./14. September 2014 lesen Sie, wie wir die Drohne lieben lernen. Außerdem: Ein Jahr nach Marcel Reich-Ranickis Tod spricht sein Sohn über den schweigsamen Vater und letzte Fragen am Sterbebett. Und: Kommende Woche stimmen die Schotten über die Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich ab. Unser Korrespondent hat das Land bereist, das zwischen "Yes" und "No" schwankt. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Der klassische Industrieroboter scheint zu ungelenk, zu schwächeanfällig für solche Visionen. "Wenn Roboter allerdings durch die Luft schweben, sind sie schneller, flinker und anmutiger als Menschen es je sein werden", beobachtete der Autor Lev Grossman im Time Magazine. "Schon immer haben sich Roboter danach gesehnt, Drohnen zu sein." In der Luft findet der Roboter zu sich selbst."

Großer Markt für Drohnen

Auch Hacker des Chaos Computer Club wagen es heute wieder, von Maschinenarbeit zu träumen, statt sich vor ihr zu ängstigen. Und die Bewegung für ein Grundeinkommen spannt den Roboter mit dem Slogan //www.grundeinkommen.de/16/01/2012/den-maschinen-die-arbeit-uns-das-vergnuegen.html:„Den Maschinen die Arbeit...uns das Vergnügen“ ein, um für ihre Vorstellung von einer gerechten Welt zu werben.

Für die Titelgeschichte der taz.am wochenende vom 13./14. September 2014 sind die taz-Reporter Daniel Schulz und Johannes Gernert der Frage nachgegangen, ob Drohnen die Utopie einer Welt verwirklichen können, in der gefährliche, dreckige und langweile Arbeiten von Maschinen erledigt werden.

Dabei treffen sie unter anderem eine Frau, die durch eine Drohne ersetzt werden könnte. Sie arbeitet als Pickerin bei Amazon. Sie stellt die Lieferungen zusammen, die der Versandhändler verschickt. Ein kleiner Computer zeigt ihr, wo sie hinlaufen und was sie einpacken muss. Ihr gefällt die Arbeit, und doch sagt sie: „Man ist wie eine kleine Maschine. Ich laufe los, und links und rechts sehe ich niemanden mehr.“

An der Entwicklung von Maschinen, die zukünftig die Arbeit von Simone Buchenwald übernehmen könnten, forscht Bart Remes an der Universität Delft in den Niederlanden. Im Frühjahr steht Remes in seinem grauen, feinen Anzug und einem schwarzen T-Shirt auf einer Kongressbühne in Berlin und fragt: „Wer hat ein Smartphone in der Tasche?“ Viele Hände gehen hoch. „Und wer hat eine smarte Drohne einstecken?“ Sie arbeiteten daran, erzählt er in seinem Kurzvortrag während der Internetkonferenz Next, dass bald jeder eine „Smartdrone“ bei sich trage.

„Warum?“, fragt Remes. Er wartet nur kurz, bevor er selbst antwortet: „Keine Ahnung“. Aber beim Smartphone habe man anfangs auch nicht gewusst, was man alles damit machen soll.

Was in Zukunft alles mit Drohnen alles möglich sein soll, zeigt ein Papier der Europäischen Kommission, die ganz offenbar einen großen Markt für Drohnen sieht. Brüssel prognostiziert, dass Drohnen künftig „gigantische Windkraftanlagen“ in die Luft bringen könnten oder Kleinstdrohnen „wie Bienen Pflanzen bestäuben“.

Ist es möglich, dass aus Killern Weltverbesserer werden, die den Menschen die Arbeit abnehmen? Oder ist das ein weiterer Schritt in eine zunehmend automatisierte Gesellschaft, in der Menschen nur noch Zuschauer sind? Was meinen Sie?

Diskutieren Sie mit!

Die Titelgeschichte „Als wir lernten die Drohne zu lieben“ lesen Sie in der taz.am wochenende vom 13./14. September.

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