Die Wahrheit: Der Pirinçciporno

Eine Bettgeflüster-Broschüre liefert neue Fakten zu Deutschlands schlechtestem Liebhaber, dem Bestseller-Autor Akif Pirinçci.

Der selbsternannte Hengst als falscher Betthase: Akif Pirincci. Bild: reuters

Still ist es geworden um den skandalträchtigen Autor von „Deutschland von Sinnen“ und Homo-Kritiker Akif Pirinçci. Auf den Bestsellerlisten verdrängen ihn mittlerweile Bücher übers Pupsen („Der Arm im Darm“, Ullstein) und Hape Kerkelings tote Mutter („Der Junge soll mein Schicksal ruhig öffentlich breittreten“, Piper). Um sich ins Gespräch zu bringen, muss sich der ehemals von Rechtskonservativen gefeierte Polemiker sogar mit abgehalfterten Gestalten wie Dieter Nuhr und Xavier Naidoo solidarisieren. Und als wäre das nicht schon Demütigung genug, stehen jetzt neue peinliche Vorwürfe im Raum: Akif Pirinçci ist angeblich schlecht im Bett.

Dies geht aus einer Broschüre hervor, die Yetersiz e.V., die „Vereinigung der Ex-Liebhaberinnen Akif Pirinçcis“, soeben veröffentlicht hat. Trotz seines unerträglichen Potenz- und Abschlepp-Geprotzes, so das Vorwort, sei Pirinçci nämlich ein eher unterdurchschnittlicher Bettgefährte: „Wir zählen über 200 Fälle, in denen Pirinçci, nach langem aufwendigen Gebalze und endlosen Facebook-Chats, letztlich nicht oder nicht ausreichend liefern konnte, was er versprochen hatte, und das allein im Jahr 2014.“

In der Mehrzahl der Fälle habe Pirinçci, der in seinen Liebesbotschaften gern poetisch wird („Bittersüße Lust“, „Feuer der Ekstase“), Rendezvous nur wenige Stunden vor dem Treffen abgesagt oder sei überhaupt nicht erst erschienen. Gereizte Nachfragen der Flirt-Partnerinnen quittierte er mit durchsichtigen Lügen wie „Sorry, wichtige Talkshow-Anfrage“ oder „Mein Hörbuchverlag musste einen Notfalltermin machen, offenbar habe ich bei der letzten Aufnahme zu stark gelallt“.

Pirinçci, dessen Karriere mit schwülstigen Katzenpornos begann, hat auch in seriösen Medien immer wieder auf sein sagenhaftes Stechertum hingewiesen. So dokumentierte etwa die Süddeutsche Zeitung eine Lesung, nach der Pirinçci mit zwei jungen Frauen im Arm verschwunden sei. Doch Yetersiz e.V. wollte sich damit nicht zufriedengeben: „Im Gegensatz zu den Journalisten haben wir weiterrecherchiert und festgestellt, dass es sich um Angestellte eines ambulanten Pflegedienstes für schwer Substanzabhängige handelte.“ Die Damen selbst seien von der Darstellung der SZ schockiert gewesen. „Wir müssen den Medien vorwerfen, die Erwartungen an eine Nacht mit Pirinçci übermäßig geschürt zu haben.“

Hilflose Umarmungen

Aber auch reale Kontakte seien letztlich enttäuschend verlaufen. „Er hatte mich anscheinend auf Facebook gefunden“, notiert eine Studentin, „und sofort mit schmierigen Sprüchen zugetextet.“ Pirinçci habe einfallslose Komplimente und klischeehafte Anmachen produziert, die vielleicht einem 14-Jährigen zustünden, der nicht wüsste, was er will. „Er machte einen verzweifelten, orientierungslosen Eindruck. Am Anfang fand ich das niedlich: der große Autor, und dann so am Rudern. Deshalb wollte ich ihm noch eine Chance geben.“

Aber auch, wenn es zu einem Treffen gekommen sei, habe sich Pirinçci regelmäßig als low performer gezeigt. Beim gemeinsamen Dinner ließ der Autor die Damen die Konversation bestreiten, verbunden mit merkwürdigen Forderungen wie „Versuch, mein Interesse zu wecken“ oder „Erzähl doch mal, warum du dich für was Besonderes hältst“. Kam es darüber zum Streit, sei Pirinçci regelmäßig aus dem Restaurant gestürmt, um seine Verabredung, meist Studentinnen, mit der Rechnung allein zu lassen.

Date-Partnerinnen, die sich geduldiger zeigten, wollen bemerkt haben, wie Pirinçci sich während des Essens entsetzlich betrank und lange Zeit die Rolle des „guten Zuhörers“ spielte, um dann plötzlich mit Sätzen wie „Passiert hier noch mal was“ das Thema an sich zu reißen. Im wesentlichen sei es dann um die aktuellen Verkaufszahlen von „Deutschland von Sinnen“ und eine mögliche Verfilmung gegangen, wobei Pirinçci immer wieder behauptet habe, Til Schweiger sei sehr daran interessiert, die Rolle Pirinçcis zu spielen. Auch dies ist jetzt dementiert: „Til mag ein grauenvoller Mensch sein, aber auf dieses Niveau lässt er sich nicht hinab“, wird Schweigers Agent zitiert.

In weniger als fünf Prozent der dokumentierten Fälle sei überhaupt noch ein Besuch der Wohnung Pirinçcis erfolgt – meist, weil der Taxifahrer sich geweigert hatte, den völlig betrunkenen Schriftsteller ins Haus zu schleifen. Dort sei es dann gelegentlich noch zu hilflosen Umarmungen Pirinçcis gekommen, die oft in plötzlichen Tränenausbrüchen des Autors geendet seien. „Besoffen nebeneinander einschlafen“ sei schon die größte Intimität gewesen, die die Verfasserinnen der Broschüre belegen können.

„Jemand, der sich so stark als Hetero-Hengst und Supermacker inszeniert, muss sich andere Ansprüche gefallen lassen als ein handelsüblicher Internetflirt“, resümieren die Autorinnen in ihrem Schlusswort. Sie fordern Pirinçci auf, in einen Fonds für die Opfer überflüssiger Abende und lausiger Dates einzuzahlen, um wenigstens symbolisch einen Teil des angerichteten Schadens wiedergutzumachen. „Oder er besucht mal einen Tanzkurs. Das kann er sich dann aussuchen.“

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