Energiekonzerne bezahlen Klimaleugner: Wissenschaft für Kohle

Willie Soon, US-Astrophysiker und Liebling der Klimaleugner, verschwieg die Finanzierung von Studien durch Energiekonzerne.

Damit ihre Schlote weiter qualmen dürfen, finanzieren Kraftwerksbetreiber auch fragwürdige Studien Bild: ap

BERLIN taz | Einer der führenden Wissenschaftler, auf die sich weltweit die Leugner des menschengemachten Klimawandels berufen, ist jahrelang heimlich für seine Arbeit von der Kohle- und Öllobby finanziert worden. Der Astrophysiker Wei-hock („Willie“) Soon vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, das an der US-Eliteuniversität Harvard angesiedelt ist, hat insgesamt etwa 1,2 Millionen Dollar für seine Forschungen erhalten und diese Unterstützung oft nicht bei der Publikation seiner Arbeiten angegeben.

Das geht aus Unterlagen hervor, deren Veröffentlichung Greenpeace USA und das Climate Investigations Center erstritten haben. Die Dokumente wurden von der New York Times auf ihrer Homepage veröffentlicht.

Zusammen mit Kollegen hat Soon Studien unter anderem zum Einfluss der Sonne auf das Klima der Erde oder zur Veränderung des Monsunregens in Indien publiziert. Viele seiner Ergebnisse werden von der Klimaleugner-Szene und dem US-Senator James Inhofe genutzt, um gegen den UN-Klimarat IPCC zu polemisieren. Soon ist ein gern gesehener Redner bei den US-Gegnern des Klimaschutzes und TV-Interviewpartner.

Nun zeigen die Dokumente und die Analyse der New York Times, dass Soon seit 2008 mindestens in 11 Studien die Finanzierung durch die fossile Industrie verschwiegen hat. Mindestens achtmal hat er offenbar gegen die Richtlinien beim Publizieren von wissenschaftlichen Studien verstoßen. So vereinbarte er etwa mit dem US-Energiekonzern Southern Corporation, der viel Kohle nutzt, für 60.000 Dollar eine Studie über die Einflüsse der Sonne aufs Klima zu erstellen, die die Firma frei nutzen konnte.

Seine Arbeit definierte er in dem Kontrakt als „Pflichtergebnisse“ („deliverables“). Ein anderer Vertrag zeigt, dass der Astrophysiker mit dem Konzern vereinbarte, über die Temperaturunterschiede zwischen Äquator und Polen zu forschen, worüber er im Fachblatt Journal of Atmospheric and Solar-Terrestial Physics ein Paper veröffentlichte.

Verstoß gegen ethische Grundsätze

Soon ist wie viele Wissenschaftler nicht von der Universität Harvard angestellt, sondern finanziert seine Arbeit durch Zuwendungen. Der Forscher hat mehrfach erklärt, seine Resultate seien nicht durch seine Sponsoren beeinflusst. Doch wenn Wissenschaftler auf diese Verbindungen bei Veröffentlichungen nicht hinweisen, verstoßen sie gegen die ethischen Grundsätze der Forschungsstellen und der Verlage, die die Studien publizieren.

Gegenüber der New York Times nannte der Direktor des Harvard-Smithonian Centers deshalb „unangemessenes Verhalten“, das nun untersucht werde. Soon selbst war für Journalisten nicht zu sprechen.

Mit dem Skandal um Soon gerät einer der Kronzeugen der Klimaleugner ins Zwielicht, die den etablierten Forschern gern „Müllwissenschaft“ vorwerfen. Anders als viele unseriöse Hobbyforscher der globalen Leugnerszene hat Soon seine Ergebnisse nach wissenschaftlichen Standards veröffentlicht.

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