Pläne für den Ernstfall

Auf eine mögliche Vogelgrippe-Pandemie bereiten sich Krankenhäuser und Unternehmen mit Notfallplänen vor

BERLIN taz ■ Der Verdacht auf Vogelgrippe geht um. Wer mit schweren Atemwegserkrankungen in eine Klinik eingeliefert wird, muss momentan mit einer Sonderbehandlung rechnen. Denn die Krankenhäuser wollen potenziell infizierte Menschen schnellstmöglich isolieren. Das Robert-Koch-Institut rechnet mit einer Ansteckungsrate von 30 Prozent in der Bevölkerung und mit 350.000 zusätzlichen Klinikpatienten, wenn das Vogelgrippevirus von Mensch zu Mensch übertragen werden sollte.

Bislang gibt es in Deutschland noch keinen Infektionsfall beim Menschen. Ein 72-jähriger Türke, der am Sonntag in Köln mit Verdacht auf Vogelgrippe ins Krankenhaus kam, leidet nach Angaben der behandelnden Klinik an einer „schweren Bronchitis“. Der Mann sei zwar zunächst auf die Isolierstation gekommen, der Vogelgrippeverdacht habe sich aber nicht bestätigt. In Indonesien ist unterdessen ein weiterer Mensch gestorben, in der Türkei gibt es neue Verdachtsfälle.

Um mögliche weitere Patienten gut abzuschirmen, treffen die deutschen Kliniken Präventivmaßnahmen. Am Freiburger Universitätsklinikum will man Patienten mit „entsprechender Anamnese“ sofort auf die Infektionsstation einweisen. Die Berliner Charité führt einen Schnelltest durch, mit dem normale Grippeviren von unbekannten Mutationen unterschieden werden können. Auch am Uni-Klinikum in München setzt man auf die schnelle Absonderung der betroffenen Patienten. „Die Diagnose kann in Mitteleuropa schneller gestellt werden als in vielen Risikogebieten, das ist unser Vorteil“, so der ärztliche Direktor der Uni-Klinik.

Auch „gehäufte Einzelfälle“ könnte man derzeit gut in den Griff bekommen, glaubt man an der Charité. Im Fall einer Pandemie müsse man aber schnell „zusätzliche Kapazitäten schaffen“. Dirk Wagner von der Infektionsstation der Uni Freiburg glaubt jedoch nicht, dass die bundesdeutschen Klinikbetten ausreichen. „Bei einer Pandemie werden nicht alle, die eine stationäre Behandlung brauchen, diese auch bekommen.“

Auch die deutschen Großunternehmen setzen sich mit der näherrückenden Vogelgrippegefahr auseinander. In zahlreichen DAX-Unternehmen gebe es Notfallpläne. Laut einer Umfrage der Deutschen Presseagentur gebe es Verhaltensregeln für Risikogebiete, Medikamente würden gelagert und Grippeimpfungen empfohlen. Überdies werde geprüft, welche Mitarbeiter auch von zu Hause aus arbeiten könnten. Akuten Handlungsbedarf sähen die Unternehmen jedoch nicht. HEIKE SCHMIDT