NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Nach drei Gangsterdramen hat sich James Gray mit „Two Lovers“ auf für ihn ungewöhnliches Terrain begeben: Geblieben sind sein ausgeprägter Sinn für die Mechanismen der griechischen Tragödie – und sein Hauptdarsteller Joaquín Phoenix, der hier den psychisch labilen Leonard gibt, der sich zwischen zwei Frauen findet. Seinem Spiel zwischen verletzlicher Unsicherheit und latentem Narzissmus verdankt diese im Grunde älteste Geschichte des Kinos ihren erfrischenden Ton – sofern man ein Faible für die monochromen Beziehungsdramen des späten Ingmar Bergman hat. Gray erzählt seinen Film mit protestantischer Strenge, was hier einen interessanten Kontrast zum jüdischen Milieu darstellt. Ein Eindruck, den die Besetzung der Rolle von Leonards Mutter mit Isabella Rossellini noch verstärkt. An Realismus zeigt sich Gray jedenfalls nicht sonderlich interessiert. Er hält die Farbpalette gedeckt, was zum gedämpften Tonfall des Films beiträgt. „Two Lovers“ entzieht sich methodisch den Erzählmustern des Liebesfilms. Er spielt mit beiden Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, die bekannten Annäherungsrituale junger Großstädter durch; doch schon in der Bildsprache zeichnet sich das Scheitern Leonards ab. fsk