Freispruch für Haushälterin

PROZESS Ob sie den Tod eines Senioren aus Celle mitverursacht hat, lässt sich nicht mehr nachweisen

Auf die Frage nach ihrem Beruf kann sich Monika S. einen schnippischen Unterton nicht verkneifen. Hausfrau sei sie, sagt die 57-Jährige zum vorsitzenden Richter – „oder glauben Sie, jemand hätte mich eingestellt, bei solchen Vorwürfen?“

Monika S. wird beschuldigt, einen Menschen getötet zu haben: Hans P., einen wohlhabenden Senioren aus Celle, der unter anderem an Morbus Parkinson litt und ans Bett gefesselt war. Der 76-Jährige starb am 20. Oktober 2005 – an multiplem Organversagen. Und, möglicherweise, an einer Überdosis Medikamente.

Ins Krankenhaus wollte der 76-Jährige nicht, lieber bezahlte er viel Geld für einen Pflegedienst – und für Monika S., die für ihn „Haushälterin, Gesellschafterin und eine Art Gouvernante“ gewesen sei, wie ihr Anwalt Kurt-Peter Bulang schildert. „Sie hat ihre Arbeit ernst genommen“, sagt Bulang.

In seinem Testament soll Hans P. die Angeklagte, die er zum Zeitpunkt seines Ablebens kaum ein Jahr kannte, reichlich bedacht haben. Über Wochen, so die Anklage, soll Monika S. dem 76-Jährigen ein Alzheimer-Medikament in stark überhöhter Dosis verabreicht haben, am 20. Oktober zusätzlich ein Schlafmittel. Das vermeintliche Tatmotiv: Habgier. Morgens um 10 Uhr war noch der Hausarzt da, um 22.10 Uhr war Hans P. tot.

22 Sachverständige und Zeugen erörterten vor dem Lüneburger Landgericht, wann Hans P. wie gelaunt war und welche Substanz sich zu welchem Zeitpunkt in seinem Körper befunden hat. Gestern Vormittag schloss der vorsitzende Richter Günter Kruse die Beweisaufnahme – und sprach Monika S. frei. Ob das Medikament für den Tod des 76-Jährigen mitverantwortlich sei, könne nicht endgültig festgestellt werden. FLORIAN ZINNECKER