piwik no script img

Archiv-Artikel

Erhaben zerkratzt

Vom Blocksberg nach Berlin: Die „Liars“ geben sich weiter experimentell – und ihr Sound wird doch immer schöner

Von ALDI

Reduktion. Das Erste, was auffällt an der dritten Veröffentlichung der ehemals New Yorker Liars, ist der Titel: Auf „They Threw Us All In A Trench And Stuck A Monument On Top“ und „They Were Wrong, So We Drowned“ folgt nun, geradezu atemlos knapp, „Drum‘s Not Dead“. Das erinnert natürlich an den alten Irokesenschnitt-Träger-Slogan, demzufolge Punk nicht tot sei. Und an diesem – beziehungsweise dem, was er nach sich zog – arbeiteten sie sich in den frühen Bandtagen ja auch ab, die ehemaligen Kunststudenten.

Nicht so sehr ein Wortspiel indes stand Pate als vielmehr das, wovon das jüngste Album der Band handeln soll: vom Konflikt zwischen den fiktiven Charakteren „Mount Heart Attack“ und, eben, „Drum“. Für die Liars seien die beiden wie Yin und Yang, lassen die Herausgeber wissen, wie unterschiedliche Seinszustände. Ah ja.

Ob es an Berlin liegt, wo die Liars jetzt wohnen? Kaum etwas übrig jedenfalls ist zunächst von ihrem früheren Klangbild: Lang vergessen ist der klirrende Disco-Noise-Punk des Debütalbums, während das scheppernde Industrial-Geheul des Hexenverfolgungskonzeptalbums „They Were Wrong ...“ immer wieder mit, nun, schönen Momenten durchsetzt wird. Andere erkannten da den Geist von Coldplay wieder, noch andere gar den jenseitigen Kitsch eines Brian Wilson.

Wenn die Band nun aber in Hamburgs neuem Konsensclub „Uebel & Gefährlich“ im 4. Stock des Feldstraßenbunkers auftritt, darf alles, was sie auf Platte vorgelegt hat, aber auch gerne in den Hintergrund treten: Live nämlich gaben Sänger Angus Andrew und die anderen in der Vergangenheit wiederholt das denkbar beste Bild von kunstgeschultem Theatralik-Core ab: schweißtreibend und furchteinflößend und erhaben und scherbenzerkratzt. ALDI

Do, 9. 2., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich