Das Comeback der Cola-Dose

Getränkekonzern nutzt die WM für die Wiedergeburt der Einwegverpackung

BERLIN taz ■ Die Dose feiert ihr Comeback zur Fußball-WM 2006. Der Getränkekonzern Coca Cola macht den Anfang: Zur WM kommen jetzt 10 Millionen rote Dosen mit den Porträts der Nationalspieler auf den Markt.

Die Dose eigne sich hervorragend, um sie mit Spielermotiven zu versehen, heißt es in einer Presseerklärung. Wenn es gut läuft, soll die Dose auch nach der WM den deutschen Kunden erhalten bleiben. Der Konzern rechnet mit einer deutlichen Umsatzsteigerung im Dosenbereich, sagte ein Sprecher der taz.

Coca-Cola füllte 2002 noch rund 15 Prozent seiner Getränke in Dosen. Nach dem 1. Januar 2003 sank die Zahl mit Einführung des Dosenpfandes auf rund 1 Prozent. Discounter wie Lidl oder Aldi blieben beim Einweg und produzierten eigene Flaschen. Andere Supermärkte stellten auf Mehrweg um.

Ab Mai wird die Rückgabe der Dosen und Einwegflaschen leichter, und Hersteller sowie der Handel stellen sich auf eine gesteigerte Nachfrage ein, wie das Beispiel Coca-Cola zeigt. Die Supermarktkette Edeka hatte nach Einführung der Pfandregelung weitgehend auf umweltfreundlichere Mehrwegverpackungen umgestellt. Jetzt will sie wieder Dosen und PET-Flaschen in die Regale stellen, sagte ein Unternehmenssprecher der taz.

Selbes ist von der Metro zu hören. Ab 2. Mai sollen wieder Einweg-Getränke angeboten werden, sagte ein Konzernsprecher der taz. „Wenn die Kunden es kaufen, wird es auch angeboten.“ Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels: „Die Dose setzt jetzt zum Siegeszug an.“

Hintergrund ist die Aufhebung der so genannten „Inselregelung“ beim Dosenpfand. Ab Mai müssen die Händler alle Einweg-Getränkeverpackungen zurücknehmen und entsorgen. Bisher konnten sie die Rückgabe verweigern, wenn sie die entsprechenden Produkte nicht im Sortiment hatten. Unterschieden wird nur noch nach dem Material. Vertreibt ein Laden Dosen, muss er alle Einwegverpackungen aus Metall zurücknehmen. Genauso bei Plastik und Glas.

Während die Bild-Zeitung das Comeback der Dose in ihrer gestrigen Onlineausgabe feiert, sehen Umweltverbände die Entwicklung kritisch. „Coca-Cola nutzt die WM, um der Dose ein positives Image zu geben“, beklagt Rüdiger Rosenthal, Sprecher der Umweltorganisation BUND. Stattdessen „beschädigt der Konzern das Image der WM“. Damit spielt Rosenthal auf die „Green Goals“ der Fifa an, in denen erstmals Umweltstandards für eine Fifa-WM festgelegt wurden.

Wenn die Dose andere Mehrwegsysteme wieder verdrängen sollte, müsse die Politik über eine andere Strategie nachdenken, sagte Rosenthal. Schon vor dem Dosenpfand diskutierten Umweltschützer und Politiker alternativ über eine Abgabe der Abfüller. Diese Diskussion könnte nun wieder neu beginnen. Zwar sorge das Dosenpfand dafür, dass die leeren Verpackungen nicht achtlos weggeworfen werden, meint Rosenthal. Klar bleibe: Einweg belastet die Umwelt stärker als Mehrweg. ANNA DOBELMANN