HARALD KELLER DER WOCHENENDKRIMI
: Babylonisches Bad Tölz

Hier wird die bayerische Mundart gepflegt, es wird berlinert und gesächselt: Insbesondere jene, die stets nachdrücklich Sendungen einfordern, in denen die unterschiedlichen Dialekte der deutschen Sprache zum Zuge kommen, dürften sich über die Ausstrahlung von „Pension Freiheit“ freuen. Die babylonische Vielfalt in diesem Krimi verdankt sich dem Umstand, dass Bad Tölz anno 1988 unversehens zu einem Brennpunkt geheimdienstlicher Machenschaften erblüht.

Die Kommissare Walter Degenhardt (Adnan Erten) und Rio Hartmann (Luky Zappatta), beide gerade in Amouren ungleicher Art verstrickt, staunen nicht wenig, als in der Pension Freiheit ein Postpaket detoniert und das Gästehaus Rosl den Fund einer Leiche meldet, deren Anblick einem der beiden die Farbe aus dem Gesicht treibt. Es ist die Zeit der großen Sonnenbrillen, 3er BMWs schmücken das Straßenbild, und es lässt sich ein schönes Zubrot verdienen, wenn man DDR-Bürger mit gehobener Berufsausbildung in den Westen schmuggelt.

Die beiden Filmemacher Markus Kleinhans und Andreas Jordan sowie Gastregisseure wie Marcus H. Rosenmüller, basteln auf der Basis einer wahren Geschichte eine muntere Agentenposse mit Figuren von vollendeter Schrulligkeit. Allein der waffenkundige Priester ist eine Prachtexemplar.

Bei all dem lässt sich allerdings nicht restlos verhehlen, dass dieser Film, wie auch der Vorgänger „Tödliche Verbindungen“ aus purer Liebhaberei entstanden ist und vor allem Laien beschäftigt. Gerade daraus aber erwächst eine gewisse Volksnähe und Bodenständigkeit, die andere Filme nur vorgaukeln. Dramaturgische Schwächen überspielt die treibende Musik. Hut ab vor dem Bayerischen Rundfunk, der solch wahrlich unabhängigem Filmschaffen ein Forum bietet. Bitte keinesfalls versäumen: den Nachspann mit Outtakes und anderem cineastischen Zierrat.

„Pension Freiheit“; Samstagnacht, 0.55 Uhr, BR