Die Soziale: Christina Kampmann

SPD Frauen blicken anders auf die Gesellschaft, sagt die Sozialarbeiterin

Christina Kampmann hat noch kein eigenes Büro, noch kein Telefon und auch noch keine E-Mail-Adresse, die auf @bundestag.de endet. Überhaupt ist der Weg nach Berlin in den Bundestag für Kampmann, 33, eine große Premiere. Bislang hat die Verwaltungswirtin in Bielefeld, wo sie wohnt, Lokalpolitik gemacht. Dort hat sie – gleich bei ihrer erste Kandidatur für den Bundestag – das Direktmandat geholt.

Auch Bielefeld hat im Sommer, als der Wahlkampf tobte, so etwas wie eine Premiere erlebt. Vier der fünf SpitzenkandidatInnen dort waren weiblich – bis auf die Linke hatten alle Parteien Frauen aufgestellt. Im Wahlkampf, hörte und las man immer wieder, sollen die Frauen „respektvoll“ miteinander umgegangen sein. Ohne die üblichen Herabwürdigungen und Verunglimpfungen, ohne dieses Hauen und Stechen, das Männer so gern zelebrieren.

Eine Bielefelder Besonderheit? Oder ist doch was dran am verpönten Klischee, Frauen machten anders Politik? Es könne schon sein, sagt Kampmann, „dass Frauen einen anderen Blick auf die Gesellschaft haben“.

Sie selbst habe ihren „Blick auf die Gesellschaft“ vor allem in ihrer Arbeit im Sozialamt geschärft. Dort hat sie als Sozialarbeiterin alles miterlebt, was der Alltag für die Menschen so bereithält. Und sie hat alles mitgemacht: Sozialgelder bewilligt, Hartz-IV-Bescheide abgelehnt, Alleinerziehende beraten. „Damals habe ich ganz deutlich gespürt, dass nicht alle die gleichen Chancen haben.“

In dieser Zeit wurde Kampmann zurückgeworfen auf ihre eigene Herkunft: Als Tochter eines Kfz-Mechanikers und einer Biobäuerin war sie die erste in ihrer Familie mit einer akademische Laufbahn. Sie hat Stipendien bekommen und während des Studiums gearbeitet. Sie ist der Prototyp der Bildungsaufsteigerin. „Ich habe nichts geschenkt bekommen“, sagt sie, „ich musste viel kämpfen.“

Das will sie im Bundestag nicht vergessen, verspricht sie. Ihr Ziel: ein wahrhaft vorsorgender Sozialstaat. SIS