: Ganz gleich gegen wen
Betr.: „Schläger an der Würstchenbude“ und „Wismar ist überall in Deutschland“, taz nord vom 29. 4. 06
Es zeugt ohne Zweifel von niedriger Gesinnung, wenn ein Mensch angegriffen, durch die Stadt gejagt und/oder getötet wird, weil er fremder Herkunft, jüdisch, dunkelhäutig, obdachlos oder behindert ist – dies erfüllt damit bei Tötung(svorsatz) eines Menschen den Tatbestand des Mordes. Berichterstattung, Kommentierung und Leserbriefe der letzten Wochen zu Angriffen auf dunkelhäutige Menschen aus mutmaßlich rassistischen Motiven vermitteln mir den Eindruck, nicht die Tat an sich sei das Verabscheuungswürdige, sondern die handlungsleitende rassistische Einstellung. Ich habe Zweifel, dass diese „political correctness“ bei Gewalttaten angebracht ist. Oder ist es weniger verwerflich und ächtenswert, wenn das Tatmotiv sexuelle Befriedigung, Habgier, patriarchaler Herschaftsanspruch oder pure Lust auf Gewalt ist? Ziel muss es sein, private Gewalt als solche einzudämmen, ganz gleich gegen wen sie sich aus welchen Motiven richtet. Richtig ist aber auch, dass ideologisch unterfütterte Gewaltbereitschaft besonders gefährlich ist und extremistischem Gedankengut deshalb entschlossen entgegen getreten werden muss.
HOLGER GUNDLACH, Hamburg