Israelische Soldaten auf dem Rückzug

Truppen räumen die Stadt Merdschajun. Die Regierung Olmert deutet Bereitschaft zu Gefangenenaustausch an

In der Nacht zu Dienstag hat die Hisbollah-Miliz wieder Raketen abgeschossen

Beirut AP ■ Nach 34 Tagen Krieg im Libanon sind die israelischen Truppen auf dem Heimweg. Am zweiten Tag der Waffenruhe wurde die erst vor knapp einer Woche besetzte Stadt Merdschajun wieder geräumt. Im Süden des Libanons wurde von kleineren Kämpfen mit der Hisbollah berichtet. Der Abzug der schätzungsweise 30.000 Soldaten aus dem Süden Libanons soll nach Angaben israelischer Offiziere in der nächsten Woche abgeschlossen werden.

Aus den Trümmern zerstörter Häuser im Süden Libanons bargen Sanitäter gestern 15 Leichen. Damit stieg die Zahl der libanesischen Kriegstoten auf mindestens 815, die meisten von ihnen in der Zivilbevölkerung. Israel zählte 157 Tote in den eigenen Reihen, darunter 118 Soldaten.

Auslöser des Kriegs war am 12. Juli die Entführung der beiden israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev. In Israel wird nun erstmals die Möglichkeit eines Gefangenenaustauschs mit der Hisbollah in Betracht gezogen. Dafür kämen 13 Häftlinge der Miliz in Frage, teilten hohe Offiziere mit. Außerdem könnten bei einer Freilassung der beiden israelischen Soldaten die Leichen von Dutzenden Hisbollah-Kämpfern übergeben werden. Die israelische Regierung hat bisher offiziell alle Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch abgelehnt.

Ungeachtet des Waffenstillstands schoss die Hisbollah-Miliz in der Nacht zum Dienstag erneut Raketen im Südlibanon ab. Mindestens 10 Katjuschas seien explodiert, gaben die israelischen Streitkräfte an. Da die Geschosse nicht auf israelischem Gebiet eingeschlagen seien, hätten die Soldaten nicht reagiert. In den Dörfern in Nordisrael, wo seit Kriegsbeginn nahezu 4.000 Raketen einschlugen, verließen die Bewohner gestern ihre Schutzräume. Am Strand von Haifa waren sogar wieder Badegäste zu sehen.

Nach der Waffenruhe im Libanon wollen sich auch die Palästinenser um eine Entspannung des Konflikts im Gazastreifen bemühen. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas reiste nach Angaben eines Beraters zu Gesprächen mit der Hamas und anderen radikalen Gruppen in den Gaza-Streifen. Dabei will er sich um die Freilassung des Ende Juni entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit bemühen.