Schröders Geschichten gerügt

Unionspolitiker sind empört über die Merkel-Schelte des Exkanzlers, Gewerkschafter tadeln seine Version zum Niedergang von Rot-Grün. Engelen-Kefer: „Dummes Zeug“

„Der typische Schröder, wie wir ihn kennen: arrogantund überheblich“

BERLIN dpa/ap/taz ■ Führende Unionspolitiker haben die Kritik von Exkanzler Gerhard Schröder (SPD) an der Durchsetzungsfähigkeit seiner Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) empört zurückgewiesen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) nannte die Vorwürfe gestern verfehlt. „Basta hat man, glaube ich, lange genug gehört“, betonte er vor einer Sitzung des CDU-Präsidiums in Berlin. Die Äußerungen seien des früheren Bundeskanzlers unwürdig. Er legte Schröder nahe, sich solche Kommentare zu verkneifen.

CDU-Vize Jürgen Rüttgers kritisierte das Auftreten Schröders. „Wie man eine Karriere beendet, hat man sehr gut an Michael Schumacher gesehen“, sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident mit Blick auf das Karriereende des Formel-1-Stars am Sonntag. Thüringens Regierungschef Dieter Althaus (CDU) sagte, Schröder wolle mit der Kritik wieder in der Öffentlichkeit sein.

CSU-Generalsekretär Markus Söder griff den Exkanzler scharf an. „Der typische Schröder, wie wir ihn kennen. Arrogant und überheblich“, sagte er dem Nachrichtensender N24. Für Schröder seien immer alle anderen schuld gewesen. „Wie gesagt, bei Geisterfahrern ist das häufig auch so, dass die anderen schuld sind.“

Der Altkanzler hatte im Spiegel über Merkel und die Arbeit der großen Koalition gesagt: „Es fehlt einfach Führung.“ In der Bild am Sonntag bemängelte er: „Gelegentlich scheint mir ein Basta zu fehlen.“ Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) und Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hatten die Kritik Schröders bereits scharf zurückgewiesen.

Seinem früheren Finanzminister Oskar Lafontaine bescheinigt Schröder eine „Neigung zu Opposition“. Diese sei möglicherweise eine Folge des Attentats auf den einstigen SPD- und heutigen Linkspartei-Politiker im Jahr 1990, schreibt Schröder in seinen Memoiren, die Bild und Spiegel auszugsweise veröffentlichen. Die Erfahrung des Attentats dürfte diese Eigenschaft Lafontaines noch verstärkt haben.

Führende Gewerkschafter haben die Kritik von Exkanzler Gerhard Schröder an ihrer Rolle beim Niedergang der rot-grünen Koalition zurückgewiesen. DGB-Chef Michael Sommer sagte mit Blick auf die SPD: „Nicht wir haben Wahlen verloren, sondern sie haben Wahlen verloren.“ Schon beim Abgang von Willy Brandt und Helmut Schmidt sei behauptet worden, die Gewerkschaften hätten sie gestürzt, „und jetzt ist Schröder der Dritte“, sagte Sommer am Sonntagabend in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“.

Sommers frühere Stellvertreterin Ursula Engelen-Kefer wies den Vorwurf Schröders, führende Gewerkschafter wie IG-Metall-Chef Jürgen Peters und Ver.di-Chef Frank Bsirske hätten systematisch auf seinen Sturz hingearbeitet, als „dummes Zeug“ zurück. Die Gewerkschaften hätten nach der Ära Kohl auf eine andere Regierung gehofft und seien vom Kurs der Schröder-Regierung sehr enttäuscht gewesen.

In den Ende der Woche erscheinenden Erinnerungen Schröders mit dem Titel „Entscheidungen. Mein Leben in der Politik“ schreibt der ehemalige Bundeskanzler, Teile der Gewerkschaftsführung hätten „systematisch auf seinen Sturz“ hingearbeitet. Peters und Bsirske sei es nicht nur mehr um Änderungen an Details der Agenda 2010 gegangen, „vielmehr wollten sie das Reformprogramm als solches und damit verbunden mich als Bundeskanzler zu Fall bringen“.