Täter unbekannt

AUS HAMBURG UND BERLIN ELKE SPANNER
UND DANIEL SCHULZ

In der Nacht zum Dienstag haben Unbekannte das Auto des Bild-Chefredakteurs Kai Diekmann angezündet. Die Polizei schließt einen Zusammenhang mit dem G-8-Gipfel in Heiligendamm nicht aus. „Wir vermuten einen politischen Hintergrund“, sagte ein Polizeisprecher. Der Staatsschutz ermittelt, bisher jedoch ohne Ergebnisse.

Die Zerstörung des Autos von Diekmann ist ein weiterer in einer Reihe von kleineren Anschlägen, die Unbekannte in den vergangenen Wochen vor allem in Hamburg und Berlin verübten. Vorige Woche wurde das Haus des Chefs der Lufthansa-Technik in Hamburg mit Farbbeuteln und Steinen beworfen. Im Bekennerschreiben nimmt eine anonyme Gruppe Bezug auf die bundesweite Großrazzia der Bundesanwaltschaft gegen Globalisierungsgegner am 9. Mai: „Es ging um einen Angriff gegen die gesamte radikale Linke“, heißt es in dem Schreiben.

Vier Tage zuvor hatten „Autonome GipfelstürmerInnen“ ein Luxushotel mit Farbbeuteln und Steinen beworfen. In ihrem Bekennerschreiben bezogen sich die Täter nicht nur auf das G-8-Treffen, sondern auch auf den Asem-Gipfel, zu dem sich ab Pfingstmontag die Außenminister der EU und Asiens in Hamburg treffen.

In Berlin, dem zweiten Zentrum militanter Anschläge, brannten allein in den vergangenen zwei Wochen zwölf Autos. Das spektakulärste Attentat verübte die so genannte „militante gruppe“ (mg) auf mehrere Polizeifahrzeuge. In einem Schreiben begründete die „mg“ ihre Tat ebenfalls mit der Großrazzia vor knapp zwei Wochen: „Wir haben als Antwort auf die BAW-Razzia Einsatzfahrzeuge der Berliner Polizei zum Abtransport in die Schrottpresse bereitgestellt.“

Seit Anfang des Jahres wurden in Berlin 45 Autos angezündet, auch in Hamburg gibt es seit längerem kleinere Anschläge. Diese hatte die Bundesanwaltschaft immer als Grund für ihre Razzia angegeben. Bis gestern allerdings konnten weder die Ermittler noch das Innenministerium konkrete Hinweise auf geplante Anschläge oder die Hintermänner schon begangener Taten vorweisen. Dennoch verteidigte der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, gestern im NDR die scharfen Sicherheitsmaßnahmen in Heiligendamm auch mit den Anschlägen in Hamburg und Berlin: „Das macht uns natürlich besorgt.“

Die Polizei ermittelt unterdessen „in alle Richtungen“, geht aber nach dem in der taz veröffentlichten Schreiben der „mg“ von „politisch motivierten Taten aus“. Gestern forderten Beamte von der taz die Herausgabe des Schreibens.

Die Globalisierungskritiker, die friedlich gegen den G-8-Gipfel demonstrieren wollen, distanzierten sich gestern erneut von jeglicher Gewalt. „Das hat keinen Bezug zum G-8-Protest“, sagte Werner Rätz vom Netzwerk Attac gestern in Berlin, „das machen andere und schreiben dann G 8 drüber.“ Man könne mit den militanten G-8-Gegnern auch nicht reden, sagte Protest-Mitkoordinator Monty Schädel, „denn dazu müssten wir die Leute erst einmal kennen.“

Mitarbeit: Nana Gerritzen