Billige Art der Selbstbestätigung

betr.: LeserInnenbrief „Essen ist mir lieb und teuer“, taz vom 8. 10. 07

Ich frage mich manchmal, in welcher Welt einige Ihrer LeserInnen leben. Meine ist es ganz gewiss nicht. Ich finde es jedenfalls anmaßend, zu behaupten, Konsum von „Biofutter“ sei eine Frage des freien Willens. Konsumfreiheit ist primär vom Einkommen und dann erst von der persönlichen Einstellung abhängig. Es soll in Deutschland tatsächlich Menschen geben, die sich kein „Bio“ leisten können und sich zudem ein iPhone oder ähnlichen Luxus verkneifen müssen. Doch egal: Aus dem Blickwinkel der Niedrigverdiener sind Umweltschutz und eine gesunde Ernährung die Probleme einiger luxusverwöhnter, realitätsfremder Menschen. Vielleicht sind Bio-Discounter doch das kleinere Übel? Na ja, solange „Bio“ teuer bleibt, können die Besserverdienenden wenigstens ihre Nasen über ihre ach so schmutzigen und ungesund lebenden Zeitgenossen rümpfen. Vielleicht brauchen sie diese billige Art der Selbstbestätigung sogar. Wer weiß? HOLGER KARST, Mannheim