Überraschend geehrt

ÖSTERREICH ORF-Chef wird für Gleichstellung von Frauen ausgezeichnet. Dabei erfüllt der Sender noch nicht die Quote

Bei einer Gala in New York wurde am Dienstag ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz der „Women’s Empowerment Principles CEO Leadership Award“ 2015 von zwei UN-Organisationen überreicht. Der Preis zeichnet Bekenntnis und Innovationskraft von führenden Managern in Gleichstellungsfragen aus.

Dass gerade Wrabetz für Gleichstellung ausgezeichnet wird, lässt ein wenig ratlos zurück – ist doch die im ORF-Gesetz seit 2010 vorgesehene Frauenquote von 45 Prozent noch nicht erfüllt. In der Begründung für die Auszeichnung heißt es, sie werde für den „umfassenden Gleichstellungsplan“ vergeben, für Führungskräftetrainings für Frauen und die „Reduktion von Barrieren für Frauen in technischen Berufen“.

Christa Pölzlbauer, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, ist von der Vergabe überrascht: „Ich frage mich, wer das recherchiert hat. In den Hierarchien des ORF hat sich kaum etwas geändert, und auch im Programm, etwa bei Diskussionsveranstaltungen, sind Frauen immer noch ständig unterrepräsentiert.“ Selbst der Gleichbehandlungsbeauftragte des ORF sei ein Mann. Schon vor fünf Jahren wurde eine Frauenquote für den ORF gesetzlich fixiert: Bei Ausschreibungen sollen bei gleicher Qualifikation Frauen so lange bevorzugt werden, bis 45 Prozent erreicht sind. ORF-Gremien und die Geschäftsführung sind von der Regelung ausgenommen. Und so ist derzeit nur einer von vier ORF-Direktionsposten mit einer Frau besetzt. An den Spitzen der neun Landesdirektionen sind es zwei. Im ORF-Stiftungsrat sind es 8 von 35 Mitgliedern, im Publikumsrat 11 von 31.

Ein ORF-Sprecher sagte auf Anfrage, dass der Konzern die Quote in den meisten Unternehmensbereichen bereits erfülle, nur in den technischen Berufen nicht. Nach seinen Angaben sollen 42,4 Prozent aller Mitarbeiter Frauen sein. HDL