piwik no script img

How to be scotish

■ Muß Englands reichster und geizigster Sportler jetzt brummen?

Berlin (taz) - Für Lester Piggott, den berühmtesten Jockey der Welt, lag auf dem Rücken der Pferde nicht nur das Glück, sondern auch jede Menge Geld. Wie ein Eichhörnchen hortete der als äußerst sparsam bekannte Reiter die verdienten Talerchen und scharrte ein Vermögen zusammen, das auf runde 20 Millionen Pfund geschätzt wird. Um nicht in Versuchung zu geraten, unnötig Geld auszugeben, hatte Piggott niemals auch nur einen einzigen Penny in der Tasche. Bei den Rennstallbesitzern war der Jockey, der den Arsch so hoch wie kein anderer trug, ausgesprochen verhaßt, da er sich in seiner 38 Jahre währenden Laufbahn nicht damit zufriedengab, Siegprämien und Preisgelder seinem Privatvermögen zuzuführen, sondern unnachgiebig Anteile an den Pferden und an den späteren Zuchtgebühren verlangte. Seine lange Karriere, in der er 4.370 Siege errang, machte Lester Piggott zum reichsten Sportler Britanniens und sein Glück wäre vollkommen gewesen, gäbe es da nicht die Steuerbehörde. Jede Pfundnote, die diese ihm abzwackte, gab seiner empfindsamen Seele einen Stich, und so wurde die Steuerhinterziehung zur zweiten Leidenschaft des berittenen Dagoberts. Fünf Millionen Pfund verschwanden auf einem geheimen Konto auf den Cayman–Inseln, eine Million verbarg Piggott in Irland. Nun kam ihm die Steuerbehörde auf die Schliche, 2,8 Millionen Pfund betrug die erste Rechnung. Um eine Flucht zu Pferde zu verhindern, kam der 51jährige Jockey erstmal in den Knast. Die Kaution von 950.000 Pfund, die höchste, die ein britisches Gericht je verlangt hat, hatte Piggott nicht flüssig, dennoch kam er gegen Verpfändung seines Hauses und zweier Reitställe auf freien Fuß. Nun muß er schnellstens einen Teil seines in Aktien und Grundbesitz angelegten Vermögens flüssigmachen. Sonst läuft er Gefahr, seine Tage statt im Sattel, dem er letztes Jahr adieu sagte, auf der ebenso harten Gefängnispritsche zubringen zu müssen. Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen