Die Sachsen sind sauer

■ „781 Jahre Dresden“ gegen 750 Jahre Berlin / DDR–Provinz fühlt sich verarscht

Ost–Berlin (ap) - Preußens Gloria ist Sachsens Groll: In der DDR–Provinz wächst der Unmut über die Bevorzugung OstBerlins gegenüber dem Rest der Republik. Nach unverhohlener Aggressivität gegen die Berliner und einer Witz–Welle aus Anlaß der 750–Jahr–Feier der Spreemetropole reagieren vornehmlich die Sachsen nun mit subtileren Mitteln: Aufkleber und Plakate mit der Aufschrift „781 Jahre Dresden“ oder „821 Jahre Leipzig“ drücken den Überdruß darüber aus, daß die DDR–Regierung unverhältnismäßig viel Material, Geld und Bauarbeiter aus dem Lande abzieht, damit Ost–Berlin im Festivitäten– Wettstreit mit dem Westteil der Stadt mithalten kann. Rund die Hälfte der 60.000 Bauarbeiter, die der „Hauptstadt der DDR“ zu neuem Glanz verhelfen sollen, kommt aus der DDR–Provinz, wo dringende Vorhaben deshalb seit Jahren zurückgestellt werden müssen. Die Versorgung der Kapitale mit Lebensmitteln und Konsumgütern - auch schon in der Vergangenheit immer besser als im Rest der Republik - macht den Neid der Thüringer oder Mecklenburger nur noch größer. Sogar in Berlin selbst sieht man immer öfter aus kirchlichen Quellen stammende Aufkleber, die die Polizei bisher meist schnell beschlagnahmte. Zu den erst seit kurzem nicht mehr verbotenen Anti–Berlin–Plakaten gehört auch eins, das beispielsweise das Dresdner Wappentier, den Löwen, zeigt, wie er den Berliner Bären an der Leine führt. Das Verbot wurde mit dem Hinweis aufgehoben, die Plakate drückten „Heimatliebe“ aus. Die Dresdner haben inzwischen landesweit verbreitet, daß die Elbestadt 1990 zur DDR– Hauptstadt gekürt wird, „weil bis dahin Berlin fertig gebaut und an den Westen verkauft ist“.