: Druck auf Daimler–Zentrale wächst
■ Vertreter der streikenden Daimler–Arbeiter in Südafrika auf Einladung der IG–Metall in der BRD / Informationsreise durch die Daimler–Werke / Daimler–Zentrale zur Intervention in Südafrika aufgefordert
Frankfurt (dpa/vwd) - Der Tarifkonflikt in der südafrikanischen Daimler–Benz–Fabrik East London rückt in die Bundesrepublik. Nachdem sich das südafrikanische Daimler–Management und die Metall–Gewerkschaft NUMSA nach achtwöchigem Streik am Montag nicht einigen konnten, wird die nächste Runde auch in der Bundesrepublik, dem Ort der Daimler–Zentrale, ausgetragen. Auf Einladung der IG Metall ist seit gestern der Verhand lungsführer der südafrikanischen National Union of Metalworkers, Les Kettledas, in der Bundesrepublik, um die deutschen Daimler– Beschäftigten über die Zustände in Südafrika zu informieren. Kettledas und sein südafrikanischer Kollege Brian Fredricks vom Internationalen Metallgewerkschaftsbund (IMB) wollen in den nächsten Tagen in allen bundesdeutschen Daimler–Werken die Gewerkschaftsmitglieder über das Vorgehen des Daimler– Managements in der Kap–Republik informieren. Die beiden jungen Funktionäre erhoffen sich von ihrer Informationsreise, daß sich der Daimler–Vorstand in den Konflikt einschaltet und der Südafrika–Tochter klare Anweisungen in Richtung Kompromißbereitschaft erteilt. Eine „klare Anweisung“ aus Stuttgart sei die einzige Möglichkeit zur Lösung des Konflikts. Unterdessen teilte die Daimler–Zentrale mit, die südafrikanische Geschäftsleitung habe die Streikenden aufgefordert, den Streik zu beenden. Die 2.800 entlassenen Arbeiter werden nicht „auf Händen und Knien in die Fabriken zurückkehren“, wenn am 25. September das Ultimatum auf Wiedereinstellung abläuft, erklärte Kettledas nach seinem Eintreffen in Frankfurt. Auch in den USA und anderen europäischen Ländern würden über den IMB die Automobilarbeiter informiert, um eine breite Unterstützung zu bekommen. Sowohl die NUMSA wie die IG Metall rechnen mit erheblichem öffentlichem Druck auf die Stuttgarter Daimler–Zentrale, zumal die schwarzen Gewerkschafter von weiten Teilen der christlichen Kirchen unterstützt werden. „Dem neuen Daimler–Chef Edzard Reuter kann nicht daran gelegen sein, weiter in den Schlagzeilen zu stehen“, heißt es in der IG Metall–Zentrale. Erinnert wird dabei an die aufgekommene Kritik über Qualitätsmängel, den zurückliegenden Querelen im Daimler–Vorstand und schließlich dem überraschenden Auswechseln des Vorstandsvorsitzenden erst vor wenigen Wochen.
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