: Armenier geben nicht auf / Erneute Proteste in Eriwan
Armenier geben nicht auf
Erneute Proteste in Eriwan
Moskau (rtr/ap) - Tausende Menschen haben sich nach offiziellen Angaben in jüngster Zeit wieder auf dem Opernplatz der armenischen Hauptstadt Eriwan zu Demonstrationen für die Wiederangliederung der in der Sowjetrepublik Aserbaidschan gelegenen Enklave Berg-Karabach versammelt. Einwohnern zufolge hielten hunderte Studenten in den vergangenen fünf Nächten eine Mahnwache im Zentrum Eriwans. Ein Einwohner sagte, sobald Präsident abgereist sei, wollten die Demonstranten zu Streiks und Protesten in der Größenordnung derDemonstrationen vom Februar aufrufen. Die Massen hätten auch Parolen gegen den Chefideologen Jegor Ligatschow skandiert. Armenier hatten am Sonntag erklärt, Ligatschow habe in einer bisher nicht veröffentlichten Rede in Aserbaidschan gesagt, daß Berg-Karabach nicht wieder an Armenien angeschlossen werde. Der führende sowjetische Dissident Sergej Grigorjanz hatte am Montag aus Eriwan über Massendemonstrationen in der armenischen Hauptstadt berichtet. Grigorjanz zufolge wurde auch in der Hauptstadt Berg-Karabachs, Stepanakert, während der ganzen vergangenen Woche für eine Neuziehung der Grenzen gestreikt. Am Montag hatte ein Moskauer Dissident von einer Massenkundgebung vor dem Opernhaus in Eriwan berichtet, an der rund 300.000 Menschen teilgenommen haben sollen. Die sowjetische Nachrichtenagentur TASS meldete unterdessen am Dienstag den Parteiausschluß zweier ehemaliger Spitzenfunktionäre der Krisenregion im Kaukasus. Bei den beiden handelt es sich TASS zufolge um den früheren Ersten Sekretär des Regionalparteikomitees von Berg-Karabach, Boris Keworkow, und den ehemaligen Ersten Sekretär des Stadtkomitees von Sumgait, D.M. Muslim-Sade. Den zwei ehemaligen Funktionären werden laut TASS organisatorische und politische Fehler angelastet, die zu den Ausschreitungen Ende Februar geführt hätten. Als erstes Zugeständnis des sowjetischen Politbüros wurde am Mittwoch erstmals in der Autonomen Region Berg -Karabach ein Lokalfernsehsender in Betrieb genommen. Der Sender strahlt vor allem im Gebiet um Stepanakert aus. Davor war nur das aserbeidschanische Fernsehen angeboten worden.
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