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Proteste auf der Lenin-Werft

■ Gesamte Belegschaft gegen Schließung / Lech Walesa spricht zu den Arbeitern / Ministerpräsident Rakowski beruft sich auf Frau Thatcher, die in Polen auf Staatsbesuch weilt

Danzig (dpa/afp) - Die gesamte Belegschaft der Lenin-Werft in Danzig, einschließlich der Direktion, hat sich am Mittwoch gegen die Schließung ihres Betriebes gewandt. Auf einer Versammlung auf dem Werftgelände, an der etwa 10.000 Menschen teilnahmen, beschlossen die Arbeiter, mit Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage des Betriebes nicht zu streiken, sondern mit anderen Mitteln für den Weiterbestand des Betriebes zu kämpfen. Auf dieser Versammlung, an der Vertreter der offiziellen Gewerkschaften und der Solidarität, darunter Lech Walesa, teilnahmen, versicherte Direktor Czeslaw Tolwinski, die Schließung der Werft sei wirtschaftlich nicht gerechtfertigt. Der Betrieb sei gerade dabei gewesen, aus den roten Zahlen zu kommen. Tolwinski entschuldigte sich bei der Belegschaft, daß er sie nicht vorher benachrichtigt habe. Ihm selbst sei die Entscheidung der Regierung erst am Samstag in Warschau bekanntgegeben worden. Er habe es abgelehnt, als „Liquidator“ der Werft zu wirken. Er wolle weiter auf juristischem Weg gegen die Schließung vorgehen. Walesa versicherte, man werde um die Werft kämfpfen, aber sparsam mit der „Streikwaffe“ umgehen. Margaret Thatcher, die am Mittwoch in Polen eintraf gerät durch die neueste Entwicklung um die Lenin-Werft in eine Zwickmühle. In ihrem Programm sind unter anderem auch ein Zusammentreffen mit Lech Walensa und eine Rede im staatlichen Fernsehen vorgesehen. Ministerpräsident Rakowski hat sich am Dienstag in einem BBC-Interview bereits mit seinem Fabrikschließungsprogramm auf Frau Thatcher bezogen: Er würde gern bei ihr „in die Schule gehen“.

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