piwik no script img

Ein disharmonischer Dreiklang

■ Ion Tiriacs „Stuttgart Classics“ trotz allerlei Widrigkeiten ein Erfolg

Berlin (taz) - Mißverstanden fühlte sich Ion Tiriac. Keineswegs habe er für die mit „World's best tennis“ angekündigten „Stuttgart Classics“ die acht besten Spieler der Welt, sondern nur acht der besten versprochen, und so gesehen sei er mit dem im Vorfeld von Absagen gebeutelten Turnier „generell zufrieden“.

Sein Glück war vor allem, daß sich die beiden Ersatzleute Carl-Uwe Steeb und Eric Jelen, die für die verletzten Andre Agassi und Boris Becker die filzigen Bälle prügeln durften, ausgesprochen wacker schlugen, und daß sich der 24jährige Miloslav Mecir (CSSR) und der 29jährige US-Amerikaner John McEnroe zeitweise zu fabelhaftem Tennisspiel aufschwangen.

Die mangelnde Fitneß von Rekonvaleszent Ivan Lendl, der noch sichtlich unter seiner Schulteroperation litt, und Jimmy Connors, der eine Operation vor sich hat, sowie die Lustlosigkeit Tim Mayottes wurden dadurch mehr als aufgewogen. Andres Gomez aus Ecuador präsentierte sich in wechselhafter Verfassung. Nach seiner Auftakt-Niederlage gegen Jelen, erreichte er durch Siege über Connors und Mecir noch das Halbfinale, wo er sich souverän gegen den überraschend starken Steeb durchsetzte.

Dort allerdings war er gegen Miloslav Mecir ohne jede Chance und verlor 3:6, 2:6, was dem Tschechoslowaken stolze 100.000 Dollar einbrachte. Die 45.000 Dollar für den dritten Platz sicherte sich John McEnroe, dessen packendes Halbfinalmatch gegen Mecir absoluter Höhepunkt des Turniers war. Neben brillanten Schlägen glänzte McEnroe dabei vor allem mit einem fünfminütigen Sitzstreik nach dubiosen Entscheidungen des Schiedsrichters.

Auch im Spiel um den dritten Platz gegen Carl-Uwe Steeb, der sich mit seinen Siegen über Lendl und Mayotte möglicherweise einen Platz für das Davis-Cup-Finale im Dezember gegen Schweden erkämpft hat, haderte „Big Mac“ wieder ausgiebig mit dem Referee, ließ es aber diesmal bei einem einminütigem Sitzstreik bewenden. McEnroe gewann das Match schließlich mit 6:4, 7:5.

Der von Messedirektor Vögele versprochene „Dreiklang Sport -Wirtschaft-Society“ gefiel Mitveranstalter Ion Tiriac trotz der Disharmonien so gut, daß er schon eifrig für das nächste Jahr plant. Verträge mit Becker und Lendl hat der geschäftstüchtige Rumäne schon in der Tasche.

Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen