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Standbild: Denkkappe Glashaus

■ mittendrin mit Peter Lustig

(mittendrin mit Peter Lustig, ZDF, Samstag, 16.05 Uhr) Tatsächlich: Es scheint kein kindertümelndes Pseudonym zu sein - der Mann heißt Peter Lustig, aber er tut zum Glück nicht so, als müsse er seinem Namen kaspernde Kinderstunden-Ehre machen. Im Gegenteil: Diesem langen, schmalen, bebrillten Kerl mit Knorzgesicht, mit Schnauzbart und fahrig-lässigen Bewegungen vertraut man gleich, kaum daß er vor der Kamera erschienen ist. In einem Treibhaus steht er, um sich herum das kreative Chaos eines Daniel Düsentrieb, der mit seinen Erfindungen noch einmal ganz von vorne anfängt, da, wo sich die kompliziertesten Dinge noch erklären lassen.

Zufällig ist es nicht nur vor dem Fernseh-Treibhaus regnerisch, sondern auch vor meinem Fenster. Um so verständlicher, daß Peter Lustig über das Wetter mault und wünscht, man möge doch „daran drehen“ können. Überhaupt - so fragt er sich -, wie entsteht eigentlich dieses blöde Wetter, über das man sich so oft ärgern muß? 'Genau‘, denkt man jetzt, 'das wurde mal wirklich Zeit, daß einer das erklärt.‘ Und als Erwachsener freut man sich, daß einem im Rahmen einer Kindersendung die eigenen Warum-Fragen beantwortet werden, die man schon längst nicht mehr zu stellen wagt.

Ein nuschlig-muffiger, unangestrengter Einstieg, der so ganz ohne den „Kinder, paßt mal auf„-Ton auskommt. Vor Peter Lustig auf dem Tisch liegt eine Melone, schlampig verpackt in eine blaue Plastiktüte. Das bringt ihn auf die Idee, die Melone zur Erdkugel zu erklären. Die Erde sei von einer Schicht aus Luft umgeben - so ähnlich wie die Melone von der Plastiktüte. Und nun wird erklärt: Die Bedeutung dieser Luft - Verpackung, die Beschaffenheit der Luft - „wie Suppe: das Dicke ist unten, weiter nach oben wird's immer dünner“ -, ihre Funktion, der Austausch von Wärme und Kohlendioxyd, das Entstehen von Regen und Nebel auf der Erde. In fast beiläufigem Ton und ganz konkreter Sprache, mit Bildern, Zeichnungen und Treibhausvergleichen führt Peter Lustig in wunderbar wurschtiger Art zufällig-zwangsläufig zum Ozonloch hin, wodurch es entsteht, wohin es führt, worauf man verzichten muß, wenn man die katastrophale Entwicklung aufhalten will. Klug und sinnfällig ist das Ganze aufgebaut, ohne jeden Zeigefinger, und „mittendrin“ immer wieder Peter Lustig, der mal Kaffee trinkt, mal in Spraydosen kramt, sie wegschmeißt und erklärt, welche man ruhig benutzen könne. Am Ende hat er spielerisch den Erklärungskreis geschlossen: „Wir haben geglaubt, wir könnten nicht am Wetter drehen. Aber wir tun es ja schon. Und das ist gar nicht gut.“ Ein Jammer, daß Peter Lustig erst im nächsten Jahr wiederkommt.

Sybille Simon-Zülch

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