: Michael Groß hofft auf die Klassenjustiz
■ Schwimmreform geplatzt, Schwimmer sauer
Cuxhaven (dpa) - Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) ist auf dem Weg in die vom Präsidium geforderte Professionalität (siehe taz vom 5.5.) gescheitert. Der Cuxhavener Verbandstag hat der DSV-Führung das für die Schaffung eines hauptamtlichen Managements notwendige Geld verweigert.
Zunächst wurde der Antrag auf Einführung von Wettkampfpässen, der 900.000 Mark in die Kasse bringen sollte, knapp mit 184:179 Stimmen abgelehnt. Danach „handelten“ die Delegierten die von der Verbandsspitze geforderte Erhöhung des von den Landesverbänden an den DSV zu entrichtenden Beitraganteils herunter, was statt der angestrebten 500.000 Mark nur eine Mehreinnahme von 250.000 Mark bedeutet. Zu wenig für die großen Pläne des DSV.
Festgehalten wurde an der umstrittenen Verpflichtungserklärung, wegen deren Verweigerung Peter Bermel und Ina Beyermann bereits nicht für den bevorstehenden Länderkampf Mitte Mai in Uelzen nominiert wurden. Der für weitere zwei Jahre als DSV-Präsident bestätigte Bodo Hollemann erklärte, so werde auch im Falle anderer Athleten verfahren, die sich nicht verpflichten wollen, bestimmte Veranstaltungen des DSV, bis in den PR -Bereich hinein, wahrzunehmen.
„Michael wird diese Erklärung niemals unterschreiben“, erklärte dazu Günter Groß, der Vater des Spitzenschwimmers Michael Groß, „dann muß der DSV eben auf ihn verzichten.“ Es müsse geklärt werden, ob die Verpflichtungserklärung mit dem Grundgesetz vereinbar sei. Michael Groß werde jedenfalls gerichtlich gegen die Art und Weise der Behandlung der Athleten durch den DSV vorgehen.
Wegen seiner öffentlichen Funktionärs-Schelte war Groß auf dem Verbandstag in Cuxhaven hart angegriffen worden. „Nur schnelles Schwimmen allein reicht nicht. Man muß auch Charakter haben. Aber Geld stinkt nicht“, hatte der Präsident des niedersächsischen Schwimm-Verbandes Ortwin Kaiser erklärt. Aus dem Plenum wurden allerdings auch zahlreiche positive Stimmen zu den Groß-Äußerungen laut.
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