: Bausumpf
■ Ehefrau des Bauunternehmers Bertram als Zeugin im „Schackow-Prozeß“ / Der Gatte am 12.9. vor Gericht
Im Vorfeld der Aussagen des Hauptbelastungszeugen Bernd Bertram wurde gestern im Schackow-Prozeß seine 44jährige Ehefrau vor der 17. Großen Strafkammer vor dem Berliner Landgericht vernommen. Dem ehemaligen Staatssekretär für Finanzen, Günter Schackow, wird unter anderem Bestechlichkeit im Zusammenhang mit Bertrams Berliner Bauprojekten vorgeworfen. Schackow soll laut Anklage drei Millionen Mark von dem Münchner Baubetreuer gefordert und über dessen Vermittlung das Nutzungsrecht für ein Ferienhaus in Österreich erworben haben.
Dieses Haus in Leutasch stand im Mittelpunkt der Vernehmung Eugenie Bertrams. Weil ihrem Mann an einem guten Verhältnis zu Schackow gelegen gewesen sei, habe er sie 1983 gebeten, erinnerte sich Frau Bertram, das Haus gemeinsam mit Schackows Ehefrau zu erwerben. Es sei klar gewesen, daß das Ferienhaus von Schackows allein genutzt werden sollte. Ihren Anteil am Kaufpreis von 190.000 Mark habe sie als „reine Geldanlage“ betrachtet.
Schackow bestreitet sämtliche Vorwürfe. Der Erwerb des Ferienhauses, hatte er im Mai vor Gericht erklärt, sei auf Wunsch der beiden Frauen zustandegekommen. Er habe seine ursprünglichen Bedenken zurückgestellt, nachdem ein Anwalt geraten hatte, sämtliche Kosten genau zu halbieren. Es treffe nicht zu, hatte der Ex-Staatssekretär seinerzeit betont, daß er sich das Haus alleine nicht hätte leisten können.
Die Frage der Nutzung stand daher im Vordergrund der Befragung durch die Verteidigung. Frau Bertram räumte ein, daß sie sämtliche Handwerksarbeiten bei Umbau und Einrichtung organisiert habe, daß möglicherweise auch das Telefon auf ihren Namen gelaufen sei. Sie habe jedoch alles für das Ehepaar Schackow erledigt, weil sie selbst von München aus viel schneller am Ort habe sein können.
Ein Verfahren wegen Beihilfe zur Bestechung im Zusammenhang mit dem Haus wurde eingestellt, nachdem Frau Bertram 10.000 Mark Geldbuße gezahlt hatte. Der „Kronzeuge“ Bernd Bertram soll am 12. September vor Gericht erscheinen.
dpa/taz
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