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Der Spaltpilz wächst

■ „Demokratischer Aufbruch“: Gründungsparteitag mit Flügelkämpfen / Eppelmann als Parteisprecher abgewählt / Rechtsanwalt Schnur macht das Rennen / Ökosozialisten gescheitert

Ost-Berlin (afp) - Bei den Kampfabstimmungen zur Vorstandswahl des „Demokratischen Aufbruchs“ (DA) hat sich ein tiefer Graben in der frischgekürten DDR-Partei aufgetan. Zur Wahl des Vorsitzenden war eine Stichwahl notwendig, nachdem im ersten Durchgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erhalten hatte. Sieger war schließlich der schon zuvor als vorläufiger Vorsitzender amtierende Wolfgang Schnur, der sich mit knappem Vorsprung gegen die Kandidatin des linken Flügels, die Leipzigerin Sonja Schröter, durchsetzten konnte.

Dafür behauptete sich bei der Wahl des Parteisprechers die Linke mit der Abwahl von Pfarrer Rainer Eppelmann. Ersetzt wurde er durch die Berlinerin Christiane Ziller. Sonja Schröter erhielt zusammen mit Erhart Neubert das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. Die Bezirksorganistionen Berlin und Leipzig, aus denen die neue Parteisprecherin und die stellvertretende Vorsitzende stammen, bilden zusammen mit dem Bezirk Halle den Kern der auf einen ökologischen und sozialen alternativen Weg der DDR setzenden Fraktion der neuen Partei.

Den Wahlen vorangegangen war eine heftig geführte Personaldebatte unter Ausschluß der Öffentlichkeit, in der sich Vertreter der Flügel nach Angaben eines Delegierten gegenseitig als „braune und rote Faschisten“ beschimpften. Heftig kritisiert wurde dabei Wolfgang Schnur für ein Interview in 'Bild am Sonntag‘, in dem er der Beschlußfassung des Parteitages mit einem 6-Punkte-Vorschlag zur deutschen Einheit vorgegriffen hatte.

Nach der Debatte überlegten einige Gründungsdelegierte laut, ob sie in diese Partei überhaupt eintreten sollten. Schon bei der Programmdiskussion war der Riß im DA sichtbar geworden. Hier mußten die Ökosozialisten mit den Grundsatzbeschlüssen für die Forderung nach der Einheit Deutschlands und einer sozialen Martkwirtschaft eine sehr schwere Niederlage einstecken.

Nachdem diese Grundlage festgeklopft war, schwand das Interesse des rechten Flügels an der Programmdiskussion merklich, so daß die Linke in aller Ruhe ihre sozialen und ökologischen Anliegen im Programm verankern konnte. Die übrigen Delegierten wachten erst beim letzten Programmabschnitt zur Deutschlandpolitik wieder auf und verabschiedeten unter großem Jubel die Forderung nach einer „staatlichen Einheit“ Deutschlands. Resultat war daher insgesamt ein Programm, mit dem nach eigenem Bekunden beide Fraktionen leben können. Der rechte Flügel hat seine Aussagen zur deutschen Vereinigung und Marktwirtschaft, die Linke kann auf Grundlage der Beschlüsse ihre inhaltliche Arbeit fortsetzen.

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