: Nicht zur Truppe!
■ Offener Widerstand in der UdSSR gegen die heimliche Mobilisierung für den Kriegsschauplatz Kaukasus
Moskau (dpa) - „Meinen Mann haben sie für den Krieg eingezogen“, beklagte sich am Donnerstag eine junge Frau aus der Nordkaukasus-Stadt Kislowodsk. Sie ist nur eine von vielen, die plötzlich unter den dramatischen Unruhen im südlichen Kaukasus zu leiden haben. Die Redaktion der Zeitung des Jugendverbandes 'Komsomolskaja Prawda‘ erhielt viele Anrufe von verzweifelten jungen Leuten aus dem Gebiet im Süden der russischen Sowjetrepublik. Im Verteidigungsministerium in Moskau leugnete ein Oberst A. Droschinyi die Mobilisierung: „Wir sind mit normaler Arbeit beschäftigt“, sagte er. „Wir beschäftigen uns mit der Vorbereitung der Wahlen.“
Unbemerkt sollte sich die Mobilisierung vollziehen, doch nun kommt sie scheibchenweise an den Tag. Die Beschwichtigungen des Verteidigungsministers Jasow sind Vergeblich: Der heimliche Ruf zu den Waffen stieß bei der Bevölkerung auf Widerspruch und offenen Widerstand. In der südrussischen Stadt Krasnodar am Schwarzen Meer kam es am Donnerstag sogar zu einer Protestkundgebung mit „vielen tausend Teilnehmern“, berichtete am Freitag das Organ des sowjetischen Jugendverbandes 'Komsomolskaja Prawda‘. Die Bürger der Stadt im Norden des Kaukasus hätten gegen die Mobilisierung von Reservisten für „die kaukasischen Kriegsgebiete“ protestiert.
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