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Mit Formularen in die Unsicherheit

■ Rostocker Sozialarbeiter zu Gast in Bremen / Sozialbehörden arbeiten zusammen

Wenn am 2. Juli die Wirschafts-, Währungs- und Sozialunion in Kraft tritt, wird in der DDR wenig bleiben, wie es war. Nur wie es wird, und wie mit den Folgen der Unmstellungen umgegangen werden soll, das wissen die Betroffenen nicht. Wie zum Beispiel die vier Mitarbeiter der Rostocker Sozialverwaltung, die für zwei Tage zum Crash-Kurs in Sachen Sozialhilfe praktisch in Bremen waren.

Unsicherheit Nummer eins: Wie wird es mit der bislang vorbildlichen Krippenversorgung in

Rostock weitergehen. In Bremens Partnerstadt gibt es bislang 6.500 Plätze für Kinder, die meisten in betrieblichen Einrichtungen. Viele Betriebe haben aber bereits angekündigt, daß sie sich künftig Krippen nicht mehr leisten können oder wollen. Die Rostocker Sozialverwaltung versucht nun, in Gesprächen mit freien Trägern und Betrieben zu erreichen, daß möglichst viel vom Kita-Angebot in die neue Zeit gerettet wird.

Unsicherheit Nummer zwei: Mit wievielen Sozialhilefeem

pfängerInnen ist künftig zu rechnen, und nach welchen gesetzlichen Rahmenbedingungen sollen sie Ansprüche anmelden können? Bislang lebten in der 250.000 Einwohner-Stadt nur 76 Menschen von der „Fürsorge“. Auf den erwarteten künftigen Ansturm ist das Amt weder organisatorisch noch personell vorbereitet. Um dieses ein bißchen zu ändern, haben die Besucher aus Rostock in Bremen zwei Tage lang die Grundzüge der Sozialhilfepraxis studiert und reichlich Formulare, Vordrucke und Gesetzestexte

mitgenommen. In ein paar Wochen, wenn die gesetzliche Grundlage in der DDR geklärt ist, wollen dann die Bremer nach Rostock fahren und beim Aufbau der neuen Sozialverwaltung behilflich sein.

Die Unsicherheit Nummer drei wird bis dahin beendet sein. Denn heute tritt in Rostock die neue Bürgerschaftsversammlung zusammen, um einen neuen Oberbürgermeister zu wählen und die für die verschiedenen Bereiche der Verwaltung zuständigen Stadträte zu bestimmen.

hbk

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