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Grenzen aufgezeigt

■ betr.: "Fans und Bullen prügeln - programmgemäß", taz vom 12.6.90

betr.: „Fans und Bullen prügeln - programmgemäß“,

taz vom 12.6.90

Ich schätze eigentlich Eure Sportberichterstattung, auch und gerade die von Matti Lieske, seit Jahren als erfrischende und kritische Alternative zur sonstigen Presse. Der oben genannte Artikel hat mich allerdings wirklich einmal auf die berühmte Palme getrieben.

(...) Das Hooligan-Problem, das höchst real und keineswegs als Paranoia existiert, wie Matti Lieske glauben machen will, stammt sicher originär aus England. Aber es ist doch kein Zufall, daß dieses im Zuge des DDR-Anschlusses und des allgemeinen deutschnationalen Taumels auch in der BRD sich ausbreitet und zunehmend zur Plage wird. Die von dieser Regierung geschürte Deutschland-über-alles-Stimmung hat nun schon wieder dazu geführt, daß im Ausland Hooligan-Pöbel (keineswegs Fußballfans!) Nazi-Parolen gröhlend und marodierend durch die Straßen ziehen. Was stört es da noch, daß die Läden einiger „Ithaker“ geplündert werden. Wen interessiert da noch italienische Kultur und Gastfreundschaft? Aus der Sicht der Italiener höchst verständlich und für mich äußerst erfreulich ist es unter diesen Aspekten, daß dem nationalchauvinistischen Pöbel endlich einmal seine Grenzen aufgezeigt werden.

Ich wundere mich nur, daß Matti Lieske auf dieser deutschnationalen Welle mitzureiten scheint. Oder was sollte sein dümmlich-naiver Artikel? Die Pflege anachronistischer, starrer Feindbilder bezüglich der Polizei sollte doch auch irgendwo ihre Grenzen haben.

Wie will er denn diesem primitivem Haufen begegnen, der sich seinen letzten Rest Hirn schon lange weggesoffen hat? Mit Sozialpädagogen etwa, nach dem Motto: „Nun hinterfragt euch doch mal kritisch, warum ihr die Fensterscheiben kaputtgemacht habt?“ Im besten Fall wird er höhnisches Gelächter ernten, im schlechteren gibt's gleich eins auf die Fresse!

Ich, der ich mich schon lange von Hooligans, Skins und ähnlichem Pöbel belästigt und bedroht fühle - gerade bei und im Umfeld von Fußballspielen -, kann das Eingreifen der italienischen Polizei nur begrüßen!

Sven Kanter, Hamburg

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