: Kissinger für US-Angriff auf Irak
■ USA setzen Aufmarsch am Golf fort / US-Außenminister Cheney spricht von langfristigem Engagement
Washington/Nikosia/Hamburg (afp/ap) - Trotz der Kritik von UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar an der amerikanischen Blockadepolitik gegen Irak setzen die USA ihren massiven Militäraufmarsch im Nahen Osten unvermindert fort.
Der frühere amerikanische Außenminister Henry Kissinger befürwortet beim Scheitern aller anderen Möglichkeiten zur Konfliktlösung einen Angriff der USA auf militärische Ziele im Irak. „Sollten sich die Sanktionen als zu unsicher und die diplomatischen Bemühungen als unfruchtbar erweisen, werden die Vereinigten Staaten eine zielgenaue und gestaffelte Zerstörung irakischer militärischer Anlagen von zentraler Bedeutung in Erwägung ziehen müssen“, schrieb Kissinger in einem Beitrag für die 'Welt am Sonntag‘.
Die USA können es sich nach Meinung des ehemaligen Außenministers nicht leisten, „hereingelegt zu werden, und sie können es sich einfach nicht leisten, zu verlieren“. Es könne für die Vereinigten Staaten kein Zurück geben. All jene, denen an Weltfrieden und einer positiven Weltwirtschaftslage gelegen sei, sollten nach Ansicht Kissingers jetzt ihre taktischen Bedenken zurückstellen zugunsten „der einzigen Politik, die jetzt Erfolg zeitigen kann“. Eine „scharfe und kurze Krise“ liege viel eher im Interesse aller gemäßigten Kräfte als eine lange Belagerung.
Der amerikanische Verteidigungsminister Richard Cheney rechnet mit einem langfristigen Einsatz der Truppen seines Landes in Saudi-Arabien. Auf dem Flug von den USA in die Krisenregion sagte Cheney in der Nacht zum Samstag den ihn begleitenden Journalisten, er wolle nicht ausschließen, daß die Truppenverbände im Januar 1992 noch in Saudi-Arabien seien. „Es ist noch viel zu früh, über irgendeine Änderung bei dem Einsatz zu sprechen“, betonte er. „Unsere Verpflichtung ist langfristig.“
Der amerikanische Verteidigungsminister, der heute erneut die saudische Regierung in Dschidda trifft und in den nächsten drei Tagen ferner Bahrein, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Ägypten besuchen will, verwies auch auf die Zusage von Präsident George Bush, den nahöstlichen Staaten beim Ausbau ihrer militärischen Kapazitäten zu helfen. Es gebe verschiedene Möglichkeiten dafür, darunter auch Waffenlieferungen.
Nach Informationen aus dem amerikanischen Verteidigungsministerium und von saudiarabischen Diplomaten will Cheney in Dschidda auch über die Lieferung von 24 Kampfflugzeugen des hochmodernen Typs F-15E sowie von Panzern und anderen Rüstungsgütern verhandeln.
Unterdessen bereitet Präsident George Bush die Einberufung von Reservisten zum Einsatz in Saudi-Arabien und am Golf vor.
Die Tageszeitung 'The Washington Post‘ schrieb am Samstag unter Berufung auf US-Militärkreise, dem Präsidenten sei die Aktivierung von 80.000 Reservisten allein für das Heer empfohlen worden. Bis Sonntag abend hatte Bush noch keine Entscheidung über die Zahl der Reservisten getroffen. Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte jedoch, daß es sich um keine „massive Einberufung“ handeln werde.
Den US-Truppen werden bis zu 38 zivile Flugzeuge zur Verfügung gestellt werden, um den Transport von Soldaten und Materialien in die Golfregion sicherzustellen. Damit wurde zum ersten Mal ein Teil der zivilen US-Luftflotte vom Militär requiriert, seit diese Möglichkeit in den 50er Jahren eingeführt worden war.
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